„Mein letztes Jahr der Unschuld“ von Daisy Alpert Florin
Durch die unsentimentalen Beobachtungen amerikanischer Rapeculture in „Mein letztes Jahr der Unschuld“ stellt Daisy Alpert Florin die Lesenden auf die Probe: Was haben wir seit MeToo wirklich über Einvernehmlichkeit gelernt?
Zwar ist die Prämisse des düsteren Debütromans „Mein letztes Jahr der Unschuld“ nicht bahnbrechend neu, umso eleganter erzählt Daisy Alpert Florin dafür eine Campusgeschichte.
„Ich wusste nicht, wie ich das, was er mit mir gemacht hatte, nennen sollte, nur, wie ich mich dabei gefühlt hatte.“ Als die Ich-Erzählerin Isabel mit einem Kommilitonen im Bett landet, ist der Fall für ihre beste Freundin Debra klar: „Der Typ hat dich vergewaltigt.“ Es sind die 90er-Jahre, MeToo ist in weiter Ferne, und im TV wird über die Affäre zwischen Bill Clinton und der Praktikantin Monica Lewinksy gestritten. Aufgewachsen als Halbwaise in einem jüdischen Arbeiterviertel von New York, gehört Isabel nicht zu den typischen Elite-Student:innen am Wilder College. Umgeben von rivalisierenden Studenten, die ihr ständig zu verstehen geben, wie überintellektuell ihre Themen für Isabel sind, findet sie in R. H. Connelly, ihrem Dozenten für Kreatives Schreiben, einen Mentor und Liebhaber. Fast zu spät bemerkt sie Connellys Verstrickungen in einem erschütternden Ehekrieg zwei anderer Dozent:innen.
Zwar ist die Prämisse von Daisy Alpert Florins düsterem Debütroman „Mein letztes Jahr der Unschuld“ nicht bahnbrechend neu, umso eleganter erzählt sie dafür eine Campus-Geschichte. Durch die unsentimentalen Beobachtungen amerikanischer Rapeculture stellt die Autorin auch uns Leser:innen auf die Probe: Was haben wir seit MeToo wirklich über Einvernehmlichkeit gelernt? Mit der klugen erzählerischen Klammer vom Clinton-Lewinksy-Skandal bis zum „Grab them by the Pussy“-Präsidenten warnt Florin davor, uns bereits im Ziel zu wähnen.
Mit „Mein letztes Jahr der Unschuld“ hat es Daisy Alpert Florin auf unsere Liste der besten Bücher im April 2024 geschafft.