„Mercyland“ von Shelter Boy: Ein musikalischer Entwicklungsroman
Mit „Mercyland“ präsentiert Shelter Boy seinen musikalischen Entwicklungsroman, in dem er Themen wie Männlichkeit und Mental Health behandelt.
Natürlich surft er die Neue Neue Deutsche Welle, und Referenzen wie Betterov, Edwin Rosen und auch Drangsal gehen voll auf – nur ist Simon Graupner alias Shelter Boy zugleich eben auch der Britpopboy dieser Szene. Da ist der verunsicherte Teenager, der auf der Rückbank eines Autos auf dem Weg in die Schule bei Zwickau ist. Seine Nachmittage verbringt er kiffend in Skatepark, ständig in Angst, dass er mit seiner introvertierten Andersartigkeit aneckt. Und da ist der heutige Musiker, der seine Vergangenheit abgeschüttelt hat und bei dem im Manchester ansässigen Label Scruff Of The Neck unter Vertrag ist.
„Mercyland“ funktioniert als musikalischer Entwicklungsroman, bei dem es um ostdeutsche Neonazis, Männlichkeitsbilder, psychische Gesundheit und das Festhalten an den eigenen Träumen geht. Seinem größten Vorbild widmet Graupner einen eigenen Song („Jamie T forever“), doch es sind vor allem hymnische Stücke wie „Messed up Kids“, „Moving backwards“ und das fast schon postpunkige „Growing Pains“, die diesen Sommer auch in den ostdeutschen Indiediscos rauf und runter laufen werden.