„Gratisessen für Millionäre“ von Min Jin Lee
Anhand des Lebens ihrer Protagonistin erzählt Min Jin Lee in „Gratisessen für Millionäre“ die Geschichte der koreanischen Community im New York der 90er.
Als Milieustudie über den Zusammenhang von Migration, Klasse und Religion ist „Gratisessen für Millionäre“ von Min Jin Lee ein voller Erfolg.
Als ihre größten Inspirationen gibt Min Jin Lee die Bibel, Eliot und Balzac an. Kein Wunder also, dass ihr ursprünglich bereits 2007 erschienener Debütroman „Gratisessen für Millionäre“ von der New York Times mit einem „klassischen Roman aus dem 19. Jahrhundert“ verglichen wurde: Anhand des detailliert geschilderten Lebens einer einzelnen Frau erzählt Lee die Geschichte eines ganzen Milieus, der koreanischen Community im New York der 90er.
Casey Han, Tochter koreanischer Eltern, hat in Princeton studiert und träumt von einer glorreichen Zukunft, findet aber keinen Job, der ihrem Ehrgeiz entspricht. Von ihrem gewalttätigen Vater verstoßen, sucht sie ihren eigenen Weg, erlebt Glücksfälle und Schicksalsschläge, Liebe und Schmerz. Die epische Länge des Romans und die Größe des Figurenensembles machen Lees auktorialen, manchmal farblosen Erzählstil verständlich, vielleicht sogar notwendig. Doch wie bei manchen ihrer Vorbilder wird ihre Hauptfigur Casey im Laufe des Romans immer uninteressanter im Vergleich zu den Menschen um sie herum: ihre Freundin, die reiche, aber herzensgute Ella, ihr spielsüchtiger Liebhaber Unu oder ihre tiefgläubige Mutter. Als Milieustudie über den Zusammenhang von Migration, Klasse und Religion ist „Gratisessen für Millionäre“ ein Erfolg, als Bildungsroman nur bedingt.
Mit „Gratisessen für Millionäre“ hat es Min Jin Lee auf unsere Liste der besten Bücher im Juni 2023 geschafft.