„Natural“ von Softee: Disco mit „Squid Game“
Die Newcomerin Softee ist ein würdiger Ersatz für Noga Erez: Auf den Spuren von Robyn, Little Dragon und Janet Jackson liefert sie souligen Pop.
Auch nach 33 Jahren ist City Slang noch immer das Trüffelschwein unter den hiesigen Labels, denn kaum ist Noga Erez zum Major abgewandert, verpflichten die Berliner einfach mal einen ebenbürtigen Ersatz: Aufgewachsen ist Softee alias Nina Grollman in Moorhead, Minnesota, wo sie durch die harten Winter gekommen ist, indem sie Katy-Perry-Cover bei Youtube hochgeladen hat. Der Umzug nach Brooklyn ist nachvollziehbar, und auch die Tatsache, dass sie nach einer in Eigenregie veröffentlichten Platte für die Aufnahmen des ersten regulären Albums in Berlin gelandet ist, verwundert bei einer deutschen Mutter nicht allzu sehr.
„Natural“ dokumentiert den hochemotionalen Übergang vom traumatischen Aus einer sechsjährigen Beziehung zum rauschhaften Sich-neu-Verlieben in ihre gegenwärtige Verlobte, für den Softee den Sound von Held:innen wie Robyn, Little Dragon und Janet Jackson aufruft und ins Jetzt transformiert. Während sie bei „Molly“ mit Beats und Trompeten die Discokugel anwirft, wird Softee im reduzierten „Grief“ von schmerzhaften Erinnerungen eingeholt. Und über allem thront der soulige Discosong „Red Light green Light“, der um ein Sample aus „Squid Game“ kreist und elitäres Denken anprangert: „Who’s to say I’m not like you/If I had that motherfuckin’ trust fund“.