Gitarren von Postpunk bis Funk: Neue Alben im Juni
Quo vadis, Gitarrenmusik? Neue Alben von Khruangbin, Pabst, Jeremias und mehr denken Musik von Funk bis Rock neu – oder werfen den Blick zurück.
Ein Blick auf die neuen Alben, die im Juni erscheinen, zeigt wieder einmal: Musik, die mit Gitarren gemacht wird, ist und bleibt unglaublich divers. Mal liefern die Gitarren Chill-out-Vibes vom feinsten, wie bei Khruangbin, die zuletzt mit dem Dub-Remix-Album „Hasta el Cielo“ ihre eigene Vergangenheit (ihr zweites Album „Con todo el Mundo“) neu aufgelegt haben.
Khruangbin: Blick zurück nach vorn
Nun, zurück von dreieinhalb Jahren Tour, schauen Khruangbin nicht nur in die Vergangenheit. Denn obwohl ihre ersten beiden Alben dem Trio einen gewissen Szeneruhm und beachtliche globale Streamingzahlen eingebracht haben, öffnen sie sich für Experimente. Ihr neues Album „Mordechai“ ist das erste, auf dem die Band prominent mit Vocals arbeitet. Dabei ist diese neue Arbeitsweise keinesfalls ein Bruch mit der Vergangenheit – dafür haben Khruangbin eh keinen Grund – sondern eine Weiterentwicklung ihres Soundprinzips. Und so liefert auch „Mordechai“ die liebgewonnenen, funkigen Chill-out-Tunes – und mit Versatzstücken aus allen nur erdenklichen zeitgenössischen und historischen Musikszenen etliche neue Musik, die es zu entdecken gilt.
Pabst: Ist Grunge der Sound der Zukunft?
Mit Chill-out sind Khruangbin berühmt geworden – doch auch Gitarrenlärm muss nicht notwendigerweise gestrig sein. Das beweist die Berliner Grunge-Hoffnung Pabst auf ihrem zweiten Album „Deus Ex Machina“. Pabst denken Grunge zwar nicht notwendigerweise neu, aber dafür versetzen sie ihn mit Elementen aus Stoner, Noise und Alternative – und erhöhen diese Mischung mit ihrem Gefühl für Songwriting zum Sound der Zukunft.
Jeremias: Stillstand? Wohl kaum!
Wieder ganz anders ist die neue EP von Jeremias, die zweite des Hannoveraner Quartetts. Ihre erste EP „Du musst an den Frühling glauben“ ist zwar erst letztes Jahr erschienen, und die Band hat daraufhin mit Rekord-Streamingzahlen sowie Lob von Kollegen Giant Rooks und Leoniden einiges an Fahrt aufgenommen, doch Jeremias bleiben nicht still – trotz Corona. So hat sich die Band im Lockdown kurzerhand daran gemacht, neue Musik aufzunehmen. Das Resultat, angekündigt durch Vorboten wie „keine liebe“, kann sich hören lassen.
Larkin Poe: Retro muss nicht gruselig sein
Bei all diesen Neuerscheinungen, die mal mehr, mal weniger dringlich nach vorne gehen, mangelt es im Juni auch nicht an neuen Alben, die ohne Innovationszwang Musik von gestern machen. Larkin Poe mögen zwar über einige Ecken – das Retro-Thema setzt sich fort – mit Edgar Allan Poe verwandt sein, doch ihr rückwärtsgewandter Roots Rock ist keinesfalls zum Gruseln. Und auch, wenn ihre Texte mitunter zu sehr dem Genre verbunden sind: „Self made Man“ besticht mit einem schlauen Einsatz der Roots-Rock-Trickkiste.
Friends of Gas: Gesteigerte Intensität
Mit ihrem zweiten Album „Kein Wetter“ beweisen Friends of Gas erneut, dass sie zum Besten gehören, was die deutschsprachige Gitarrenmusik derzeit zu bieten hat. Das Münchener Quartett bleibt den Koordinaten seines Debüts „Fatal schwach“ treu, und so ist ihre ganz und gar eigene Mischung aus Postpunk, Kraut und Drone hier auch wieder prominent zu hören – nur schrauben Friends of Gas mit „Kein Wetter“ die Intensität noch mal eine Stufe höher. Das Ergebnis: das beste in Sachen deutschsprachiger Musik seit „Out“ von Die Nerven.
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