Ganz schön verstrickt
In „Dickicht“ erzählt Nina Bußmann von drei Menschen in prekären Lebensverhältnissen und ihrem Taumeln zwischen Abhängigkeiten, Freundschaften und Therapieversprechen.
In „Dickicht“ zeichnet Nina Bußmann drei Menschen, drei ganz unterschiedliche Leben. Was die Protagonist*innen Ruth, Katja und Max vereint, ist der stete Kampf zwischen Abhängigkeit und Abgrenzung. Während die alkoholsüchtige und prekär lebende Ruth möglichst unabhängig und selbstständig zurechtkommen will, suchen Kursbetreuerin Katja und Erzieher Max die Verbindung zu Menschen, denen sie helfen können und die ihnen Halt verleihen.
Ganz für sich allein kann keiner der Drei sein. Inmitten dem Großstadtleben begegnen sie jeweils vermeintlichen Verbündeten, die sie ein Stück weit im Leben des anderen begleiten: Ruth wacht nach einem schweren Sturz im Krankenhaus auf und lernt die hilfsbereite Mitpatientin Katja kennen, der sie sich anvertraut. Von anderen gebraucht zu werden, lässt Katja sich erst lebendig fühlen. Für andere da zu sein, eine Aufgabe zu haben, das ist es, was auch Max Struktur und Orientierung im Leben verleiht. Als Aktivist in einem linken Kollektiv glaubt er, Ruth bei ihrem Mieterproblemen helfen zu können. Ebenso wie der Kontakt zu einer spirituellen Lebensberaterin geben ihm diese Verbindungen einen „verlässlichen Rhythmus“ in seinem Leben.
Nina Bußmann schafft es mit sprachlichem Geschick, durch das dichte Geflecht dieser Gedanken- und Lebensstrukturen zu führen. Der Wunsch nach Klarheit, sich durch die teils verworrenen Erzählstränge und Zeitebenen durchzuarbeiten, lässt einen die Lage der Hauptfiguren mitfühlen, ohne dabei die Distanz zu verlieren.