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„Waterslide, Diving Board, Ladder to the Sky“ von Porridge Radio: Keine Liebe ist auch keine Lösung

Portraitfoto Porridge Radio
(Foto: Matilda Hill-Jenkins)

Es gilt, irgendwie durch diese dunklen Tage zu kommen – und das geht mit der britischen Postpunkband Porridge Radio ein gutes Stück leichter.

„Ich hatte Zeit für mich, um sowohl mit der Situation klarzukommen als auch intensiv an dem neuen Album zu arbeiten. Und wir sind als Band durch all die Schwierigkeiten noch viel enger zusammengerückt.“ Dana Margolin nutzt den Blick zurück auf die Pandemiemonate für eine Übung im positiven Denken. Was für sie nun wirklich nicht leicht ist: Im März 2020 hatte die aus Brighton stammende Musikerin mit ihrer Band Porridge Radio das zweite Album „Every Bad“ veröffentlicht, es wurde von Fans und Musikpresse als Postpunk-Meisterwerk gefeiert – und schon ging es in den Lockdown. Doch tatsächlich liegt es wohl nicht zuletzt an genau diesen Umständen, dass Porridge Radio mit Album Nummer drei jetzt noch mal einen Riesenschritt machen: Auf „Waterslide, Diving Board, Ladder to the Sky“ geht es um das Nebeneinander von Freude und Schmerz. Die Songs hinterfragen die Vorstellung des Lebens als eines kontinuierlichen Lernprozesses auf dem Weg zu Souveränität und Erkenntnis und suchen stattdessen in einem Prozess der ständigen Selbstreflexion und des Revidierens nach Zwischenräumen, in denen es sich gut und zufrieden leben lässt.

Wäre es nach Margolin gegangen, hätte es etwa „Rotten“ nicht auf das Album „Waterslide, Diving Board, Lader to the Sky“ geschafft. „Es ist der Song, den ich am wenigsten mag, aber ich habe auf die Band und die Menschen in meinem engsten Umfeld vertraut, die ihn alle lieben“, sagt sie. Margolin hat „Rotten“ bereits 2018 geschrieben, und auch wenn sie sich nicht mehr voll und ganz mit der Gefühlslage dieses Songs identifizieren kann, freut sie sich, wenn er zu den Höhepunkten des Albums gezählt wird. Noch intensiver ist „Birthday Party“, ein Stück, in dem sie mantraartig den Satz „I don’t want to be loved“ wiederholt. „Auch das ist ja etwas, was man eigentlich nicht singen will.“ Doch dieser Gedanke kann zumindest vermeintlichen Trost spenden, wenn man etwa mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert wird und den Schmerz des Abschiednehmens verringern will. „Aber Isolation ist nie ein Schutz vor Schmerz“, argumentiert Margolin jetzt gegen den eigenen Song. Und: „Natürlich will ich immer geliebt werden, weil ja vor allem die Interaktion mit anderen mein Leben ausmacht.“ Es sind genau diese Widersprüche, die das dritte Album von Porridge Radio so zeitdiagnostisch machen wie kaum eine andere Platte derzeit.

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