Zum Inhalt springen

Porter Robinson: Stehaufmännchen

Porter Robinson veröffentlicht sein neues Album „Nurture“
(Foto: Dan Regan)

Mit 18 war Porter Robinson der Wonderboy der Elektroszene. Zehn Jahre später kommt er damit klar und veröffentlicht das beeindruckende Album „Nurture“.

Als Konsolen-Nerd verziert er bombastische, an Zeitgeist und Dancefloor orientierte Elektropoptracks mit antiquierten Soundschnipseln aus der guten, alten Nintendo-Zeit. So zählt Porter Robinson schon mit 18 zu den Größen der Elektroszene, und spätestens als er im Jahr 2014 sein Debütalbum „Worlds“ veröffentlicht, gibt es kein Halten mehr: Er remixt Lady Gaga und Avicii, veröffentlicht mit Madeon die Single „Shelter“ und bespielt die großen Festivalbühnen. Wenig später folgt der Absturz: Unter dem Druck seines Erfolges durchlebt er schwere Angstzustände, die ihn kreativ lähmen. Fast zwei Jahre lang ringt der Produzent aus North Carolina mit der Frage, ob er jemals wieder zur Musik zurückfinden wird – doch dann bezeugt die im Januar 2020 veröffentlichte Singe „Get your Wish“, dass er aus den depressiven Loch herausgefunden hat. „I have to write the meaning of my life/or else everythings’s in vain“, singt Porter Robinson mit verfremdeter, feminin klingender Stimme.

Wenn jetzt endlich auch sein zweites Album erscheint, bleibt das Spiel mit dem Gesang zentral – bis hin zu Duetten von seiner unbearbeiteten Stimme mit hochgepitchten Varianten. Robinson thematisiert in den Texten seine dunkle Zeit, doch statt sich im Leid zu suhlen, fokussiert er sich auf seine Hoffnung, und wenn das mitunter nach pathetischen Durchhalteparolen und Kalendersprüchen klingt, so ist genau das eine der großen Stärken von „Nurture“: Er riskiert, sich angreifbar und verletzlich zu zeigen. Mit Songs wie „Musician“ und „Mirror“ spielt er erneut die massentaugliche Großgestigkeit aus, durchsetzt sie aber mit klassischen Songwriter-Elementen und schreckt auch vor einem experimentellen Stück wie „Wind Tempos“ nicht zurück, bei dem Geige und Piano von dräuender Elektronik zerhäckselt werden. So könnte auch „Nurture“ zur Bedrohung von Robinsons psychischer Verfassung werden – denn sein Album hat das Zeug, eine neue Ära zeitgemäßer Songwriter-Elektronik zu eröffnen.

Beitrag teilen: