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„PRINCESS OF POWER“ von MARINA: Mehr Zirkonia als Diamant

Albumcover von PRINCESS OF POWER: Marina sitzt in einem rückenfreien Glitzeroutfit von der Kamera weggedreht
Die Prinzessin schlägt zurück: MARINA ist nunmehr die PRINCESS OF POWER.

Auf ihrem sechsten Studioalbum seziert MARINA mal wieder Frauentypen. Neu erfindet sie sich dabei aber nicht.

Auch auf ihrem nunmehr sechsten Studioalbum „PRINCESS OF POWER“ geht MARINA, bis 2018 als Marina and the Diamonds unterwegs, mit Weiblichkeitsnormen ins Gericht – greift dabei aber enttäuschend oft auf diskursive Allgemeinplätze, überholte Ikonographie und allzu simple Reime zurück:

Dass das aktivistische Moment bei vielen Künstler:innen mit zunehmender Etablierung abnimmt oder zumindest an Geschwindigkeit verliert, ist kein Geheimnis. Bei manchen verschwindet es gar ganz, wenn die Musikbranche sich sie als Gegenleistung für Millionenverträge erst mal einverleibt hat. Andere bleiben sich textlich treu und verpassen darüber den gesellschaftlichen Wandel, der sich seit ihrem ersten Album – dem vielleicht sogar eine zeitliche Punktlandung gelang – vollzogen hat. Hört man bei „PRINCESS OF POWER“ genauer hin, scheint MARINA gerade irgendwo dazwischen festzustecken.

Es hat sich ausmaximalisiert

Zuerst aber ein Wort des Lobes: Ihre Songs prickelnd zu arrangieren, dafür hatte MARINA schon immer Talent – sie weiß genau, wann es zuckerwattige Flanger-Synths braucht und wann harte Stampfer; wann die Drums donnern müssen und wann eher nieseln; und wie Bassläufe, zur rechten Zeit unterbrochen, die Erotik eines mit Doppeldeutigkeiten vollgestopften Lieds noch steigern, etwa in „Froot“ von 2015 oder „Electra Heart“ von 2013. Melodische Maximalisierung par excellence.

Auf „PRINCESS OF POWER“ trifft das genauso zu – kein Song, der nicht runterginge wie Champagner. Aber wie eben Champagner auch, steckt das neue Album auf textlicher Ebene voller nachgeschmacksarmer Blasen, ist quasi eine B-Seite vom „Barbie“-Soundtrack, die Tanzbarkeit und Lebensfreude über alles stellt. Das Kokettieren mit dem Vorschlaghammer, das Einreißen des Patriarchats mit gemachten Nägeln, für das „The Family Jewels“ (2010), „Ancient Dreams in a Modern Land“ (2021) oder besagtes „Electra Heart“ (das Album von 2012) noch glaubhaft – und mit oft eigenwilligen rhetorischen Figuren – standen, löst „PRINCESS OF POWER“ nur noch teilweise ein. Da wird vornehmlich nach Schema ABAB gereimt, werden sexuelle Eskapaden mit einer Achterbahnfahrt und die Selbstwerdung mit dem Lebenszyklus eines Schmetterlings umschrieben. Das mag für ein Debütalbum verzeihlich sein, aber weniger für ein sechstes, das im Kern immer noch an denselben gesellschaftlichen Problematiken kaut. Eine sichere Bank also – dabei braucht es längst eine unbequeme.

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