„Reine Farbe“ von Sheila Heti
Das umarmende Buch „Reine Farbe“ von Sheila Heti lässt einen demütig, voller Liebe und mit dem Gefühl zurück, nicht alleine zu sein.
In „Reine Farbe“ findet Sheila Heti Schönheit im Trivialen und erzählt eine Geschichte der gigantischen Kleinigkeiten.
„Reine Farbe“ von Sheila Heti ist unsere Buchempfehlung der Woche.
In welches Regal ich „Reine Farbe“ in der Buchhandlung einsortieren würde? Keine Ahnung. Wird doch selbst im Klappentext von Sheila Hetis neuestem Roman als „philosophisches Traktat“, „modernes Märchen“ und „diesseitiger Erzählung“ geschwärmt. Und tatsächlich ist die Geschichte von Mira, die zum Studieren aufbricht, dort Annie kennenlernt, ihren Vater verliert und kurzzeitig gemeinsam mit seiner Seele das Blatt eines Baums bewohnt, vielmehr eine surreale Kulisse, vor der die Autorin waghalsige Gedankenspiele zu den Rätseln unserer Welt vollzieht: Was bedeutet es, zu lieben? Warum finden wir Trost in Kunst und Literatur? Wie fühlt es sich an, zu sterben? Wieso sind wir davon überzeugt, dass die Welt so ist, wie wir sie wahrnehmen?
Heti beginnt mit einem neu entworfenen Schöpfungsmythos, einem Gott, der drauf und dran ist, eine zweite Version dieser Welt zu erschaffen, und endet im Tod und in der Einsicht, dass diese Welt vielleicht gar kein Happy End braucht: „Das Leben zu überstehen reicht, und das hatten sie getan.“ Während sich Heti vorsichtig vortastet, um im nächsten Moment voll sprudelnder Gedanken eine Wendung hinzulegen, findet sie Schönheit im Trivialen und erzählt eine Geschichte der gigantischen Kleinigkeiten. Dieses umarmende Buch lässt einen demütig, voller Liebe und mit dem Gefühl zurück, nicht alleine zu sein.
Mit „Reine Farbe“ hat es Sheila Heti auf unsere Liste der besten Bücher im Februar 2024 geschafft.