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„Riskantes Manöver“ von Hendrik Otremba: Hoffnungssplitter ohne Kitsch

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Der Messer-Sänger Hendrik Otremba orchestriert mit „Riskantes Manöver“ Reminiszenzen-Feuerwerk – und schlüpft dabei in eine besondere Erzählfigur.

Messer-Sänger Hendrik Otremba veröffentlicht sein Solodebüt, doch schon das bandagierte Gesicht auf dem Cover macht deutlich, dass es hier nicht um ganz persönliche Bekenntnisse und Nahbarkeit geht. Auf „Riskantes Manöver“ etabliert er eine Erzählfigur namens Sechsundsechzig oder auch sixtysix, die als eine Art Spurensucher die Aschefelder durchstreift. Während im Zentrum des Albums der apokalytische Siebeneinhalbminüter „Nektar Nektar“ steht, baut Otremba drumherum eine Bilderwelt, die nicht nur auf Messer-Songs und seine Romane verweist: Die Streicher von „New York II“ verneigen sich vor Scott Walker, „Bargfeld“ spielt auf den Schriftsteller Arno Schmidt und dessen Frau Alice an, und natürlich wimmelt es vor Filmreminiszenzen von Angelopoulos bis Tarkowskij.

Doch was trotzt Otremba durch die Augen von ’66 dem unvermeidlichen Untergang ab, wenn er etwa im Verbund mit Stella Sommer den Michael-Holm-Song „Smog in Frankfurt“ auf atemberaubende Weise covert? „Man sieht die Tränen derer nicht, die man in den Regen schickt“, heißt es im Abschlusssong „Schön dort, und still“. Tatsächlich sind es Hoffnungssplitter, die sich jedoch dagegen sperren, dass man sie zu kitschigen Beschwichtigungen zusammenfügt.

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