Vorzeige-Millenial
Nach dem erfolgreichen Debüt „Gespräche mit Freunden“ hält sich Sally Rooney auch bei „Normale Menschen“ nicht mit spektakulären Plotideen auf.
Ihre Plots sind vermeintlich unspektakulär: In dem auch hierzulande sehr erfolgreichem Debüt „Gespräche mit Freunden“ von Sally Rooney schwadronieren die vier Protagonist*innen über Sex und Freundschaft, Kunst und Literatur, Politik und Genderfragen. Mehr nicht.
Wenn jetzt der noch sehr viel bessere und bereits im Jahr 2018 für den Man Booker Prize nominierte Nachfolger der literarschen Überfliegerin aus Irland endlich in deutscher Übersetzung erscheint, ist auch die Handlung von „Normale Menschen“ schnell erzählt: Es geht um die Anti-Liebesgeschichte von Marianne und Connell, die sehr schnell merken, dass ihre Zuneigung füreinander etwas ganz Besonderes ist.
„Normale Menschen“: Eine Anti-Lovestory
Doch über den Status einer On-Off-Beziehung kommen sie nie hinaus. Während ihrer Jugend im ländlichen Sligo halten sie ihre Affäre geheim: Marianne schämt sich, weil Connells Mutter für ihre Familie als Putzfrau arbeitet, und der allseits beliebte Fußballstar mag sich nicht zu Marianne bekennen, weil sie von seinen Freunden als Freak verspottet wird. Später, während des Studiums in Dublin, haben sich die Rollen vertauscht: Die belesene Marianne ist überall gern gesehen, doch nun ist Connell der Außenseiter aus einfachen Verhältnissen.
Sally Rooney verschwendet keine Zeit
Die 29-jährige Sally Rooney erzählt diese Geschichte in einem rasanten Tempo und verschwendet keine Zeit auf Metaphern und literarische Schönfärberei. Wie vielschichtig und tiefgehend ihr Roman dennoch ist, lässt sich auf Starzplay an der auf Rooneys Roman basierenden zwölfteiligen BBC-Serie ablesen.
Soziale Scham, häusliche Gewalt, Depression, Essstörungen, Selbsterniedrigung: Regisseur Lenny Abrahamsom formuliert all diese Themen aus, die Rooney mit dem Blick des Millennials nur streift, um gesellschaftliche Verhältnisse komplett pathosfrei abzubilden.