Solveig Slettahjell: „Come in from the Rain“
In der Ruhe liegt die Kraft, zumindest auf „Come In From The Rain“ von Solveig Slettahjell. kulturnews hat reingehört.
Dass Solveig Slettahjell eine herausragende Sängerin ist, bedarf heute keinerlei Erklärung mehr. Seit rund 20 Jahren ist die Norwegerin eine feste Größe des skandinavischen Jazz. Mit ihrem Konzept der radikalen Entschleunigung, der drastischen Reduktion der Tempi und der minutiösen Ausführung jedes einzelnen Tons, machte sie sich Anfang der 2000er-Jahre einen Namen.
Auch heute ist Langsamkeit noch das bestimmende Prinzip, allerdings gepaart mit jeder Menge Gelassenheit. Arbeitete sich Slettahjell in der Vergangenheit vor allem an Fremdmaterial von Peter Gabriel bis Leonhard Cohen ab, steht nun der Jazz wieder deutlicher im Fokus: Billie Holiday, Thelonious Monk, Irving Berlin. Alles schon mal gehört? Ja, aber nicht so. Slettahjell nutzt den Raum, den ihr die Band zur Verfügung stellt, um ihre Stimme weit kreisen zu lassen und dynamische Nuancen auszuloten.
Gleichzeitig sind die Arrangements deutlich auf die Fähigkeiten der Sängerin abgestimmt. Denn auch wenn es gängigen Definitionen von Virtuosität widerspricht, erfordert es technische Präzision und vor allem viel musikalisches Gespür, um Langsamkeit so interessant zu gestalten.