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„Storys von der Leber“ von Amnesie: Rap aus der Kiezkneipe

Das Leipziger Rapduo feiert auf seinem Debütalbum Tankstellenbier, Außenseitertum und natürlich die Homies.

Frei von der Leber weg – oder zumindest dem, was noch davon übrig ist. Geschichten erzählen, die direkt aus dem Leben stammen statt aus dem Elfenbeinturm. Und dabei nie zu vergessen, dass ein Kneipenbier (fast) alle Probleme löst. Das verspricht das Leipziger Rapduo Amnesie mit seinem ersten Studioalbum. „Stories von der Leber“ folgt auf eine Reihe von Mixtapes, Singles und EPs, behält den singulären Fokus dieser früheren Projekte trotz des größeren Rahmens aber mühelos bei. Gemeinst ist der rote oder besser blaue Faden, der sich durch das Album zieht: Bierkonsum und alles, was er so mit sich bringt.

Ob vor dem Späti, in der Kneipe oder spätnachts an der Tankstelle: Amnesie sind mit ihren Homies unterwegs, um vor dem Schlafengehen noch eine letzte Flasche auszutrinken. Da ist natürlich auch eine Menge Selbstironie dabei, aber „Stories von der Leber“ geht darüber hinaus. Es ist ein Lifestyle, der zugleich eine Haltung markiert – eine, die sich die beiden Rapper Andy und Rick ganz bewusst ausgesucht haben. Denn es geht eben nicht nur um Bier, sondern auch darum, der kapitalistischen Maschine zu entkommen oder sich ihr zumindest zu verweigern. Mit Songs wie „Starke Themen“ oder „Keine Liebe“ schleudern Amnesie damit auch eine Absage in Richtung aller Spießer, BWL-Studierende und Sparkassenangestellten – und natürlich Fake-Rapper.

Die ganze LP inklusive Beats geht dabei komplett auf Amnesie selbst zurück. Mit den neueren Entwicklungen der Szene hat das Duo nichts am Hut – das gilt auch auf der musikalischen Ebene. Und so gibt es gute alte Boombap-Beats, Jazzakkorde und Soulsamples zur Untermalung der Texte. Nur selten einmal, etwa auf „Cents vs. Benz“, gehen die Hi-Hats mal dezent in Richtung Trap. Doch diese Anleihen bleiben im Hintergrund, was ja auch logisch ist: Wer will schon Lean oder Hustensaft, wenn noch Bier da ist?

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