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„Catharsis“ von Sven Väth: Endlich wieder schwitzen!

Portraitfoto im Wasser Sven Väth
(Foto: Daniel Woeller –woeller photography)

Nach 20 Jahren veröffentlicht Sven Väth mit „Catharsis“ wieder ein Soloalbum. Und der Frankfurter DJ-Gott hat noch weitere gute Nachrichten für die nahe Zukunft.

Sven Väth, im Stück „Feiern“ vom neuen Album „Catharsis“ sagst du: „Will wieder spüren, schwitzen und dich berühren“. Wann, wo und in welcher Gefühlslage hast du die Nummer geschrieben?

Sven Väth: Anfang 2021 in unserem Sommerhaus auf Ibiza. Ich hatte gerade für die Show von Pete Tong auf BBC Radio 1 eine Compilation meiner Höhepunkte aus 20 Jahren „Cocoon Recordings“ zusammengestellt, und dann habe ich mir den Mix laut bei einer Flasche Wein mit meiner Freundin angehört. Wir haben angefangen, durch die Nacht zu tanzen. Das war ein total inniger Moment. Am nächsten Morgen bin ich aufgewacht, und mein erster Gedanke war: Mein Gott, was fehlt mir das alles. Der Text über meine Sehnsüchte ist dann ganz schnell aus mir herausgesprudelt.

Du mit deinen 40 Jahren Erfahrung im DJ-Wesen: Denkst du, das wird wieder werden?

Väth: Ja, davon bin ich überzeugt. Die Leute sind superhungrig. Sie wollen ihre Freiheit genießen, sich umarmen und sich gemeinsam dem Rhythmus und der Ekstase hingeben. Ich glaube, wir werden nicht nur wieder so feiern wie vor Corona, sondern noch doller. Musik ist der Klebstoff unserer Gesellschaft. Tanzen, sich nah sein, schwitzen: Das hat einen spirituellen Wert und verbindet uns. Die Herzensenergie, die speziell bei elektronischer Musik sprüht und geteilt wird, bewirkt sehr, sehr viel Positives, das die Menschen mitnehmen in ihren Alltag.

Wo hast du zuletzt aufgelegt?

Väth: Am 9. Januar in Tulum in Mexiko. Ich habe im Morgengrauen mitten im Dschungel gespielt. Das war ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde.

Muss man eigentlich tanzen können, um ein guter DJ zu sein?

Väth: Du hast beim Auflegen auf jeden Fall einen Vorteil, wenn du dich gut zur Musik bewegen kannst. So bin ich ja überhaupt erst mit 17 als DJ ins Dorian Gray gekommen. Einer der Resident-DJs dort hatte mich tanzen gesehen, mich auf mein Rhythmusgefühl angesprochen und gefragt, ob ich mir zutrauen würde, Platten aufzulegen. Und ich habe geantwortet: Natürlich kann ich das.

„Mein Gott, wie fehlt mir das alles!“ Sven Väth über die Motivation für sein neues Album „Catharsis“

Deine DJ-Erfahrung hatte sich zu der Zeit auf die Discoabende im „Queens Pub“, der Kneipe deiner Eltern in Neu-Isenburg, beschränkt. Das Dorian Gray war in den frühen 80ern für Frankfurt ungefähr das, was das „Studio 54“ für New York gewesen ist …

Väth: Es war der Olymp: Formel-1-Partys, Playboy-Partys, Misswahlen, Schwule sind mit Rollschuhen rumgefahren. Da überhaupt reinzukommen, war jedes Mal ein Akt.

Bist du schon als Teenager sehr selbstbewusst gewesen?

Väth: Ich habe relativ früh gewusst, dass ich aus der Musik in Kombination mit dem Tanzen etwas machen würde. Aber wie es dann abgegangen ist, das war der Wahnsinn. Ich stand auf Grandmaster Flash, auf „Last Night a DJ saved my Life“, auf Michael Jacksons „Thriller“ und auf Kraftwerk – und dann kam Techno. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Jetzt, zur Veröffentlichung des neuen Albums „Catharsis“ bist du 57, das Leben als weltweit aktiver DJ ist fordernd. Wie hält sich Sven Väth fit?

Väth: Ich mache jedes Jahr eine Ayurveda-Kur, und seit 27 Jahren verzichte ich im Herbst für zwei Monate auf Alkohol und auf tierische Nahrung. Ich bin Papa von zwei Kindern, spiele – wenn kein Corona ist – 120 Shows im Jahr und habe Spaß an meiner Arbeit. Trotzdem möchte ich mich nicht verheizen, sondern noch lange weitermachen.

Albumcover „Catharsis“ von Sven Väth

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