„Tausendmal so viel Geld wie jetzt“ von Juan S. Guse

Das nennt sich dann wohl Superpower: Für „Tausendmal so viel Geld wie jetzt“ sucht sich Juan S. Guse ein extrem ödes Thema – und macht daraus einen Pageturner.
Für „Tausendmal so viel Geld wie jetzt“ hat Juan S. Guse sich mit Typen getroffen, die mit Kryptowährungen zu absurden Reichtum gekommen sind, aber kein Interesse am Oberschichtenkonsum haben.
Ein Buch über Kryptowährungen? Kaum ein Thema ist nerdiger, langweiliger, trockener – doch andererseits hat Juan S. Guse mit „Miami Punk“ ja einen der besten Roman der letzten zehn Jahre geschrieben. Und immerhin sind es Porträts, denn Guse trifft hier Typen, die mit Kryptowährungen zu absurden Reichtum gekommen sind, aber kein Interesse am Oberschichtenkonsum haben. Da ist Basti, der trotz allem an zwei Tagen die Woche als Gärtner auf einem Friedhof arbeitet. Arne wollte unbedingt aus der Lohnsklaverei raus und klettert nun an gefährlichen Felswänden. Und Malte wohnt in einem edlen Stadtviertel, will aber wegen seiner Kinder in eine diversere Gegend umziehen. Guse spricht mit ihnen über ihre Lebensentwürfe und fragt nach, warum sie Sleeper sein wollen und ihren Reichtum verbergen. Als Soziologe interessiert es ihn natürlich, warum es ausschließlich Typen sind, die auf diese Weise zu so viel Geld kommen. Und es ist extrem spannend zu sehen, ob die Jungs Vorurteile bestätigen. Während Basti und Malte ziemlich sympathisch rüberkommen, enttarnt er Arne, als der ihm erzählt, dass er während der Corona-Pandemie zu Jesus gefunden hat: „Und auch auf Social Media, die Leute, denen ich folg, die inspirierendsten sind alle Christen, weil – Ich bin jetzt kein Bigott oder so, aber das ganze Feminismus-Ding und Homosexualität, wie Familien dadurch geschadet wird, die ja das Rückgrat jeder Gesellschaft sind.“
Sind es wirklich nur die lebendigen Porträts und Guses Humor, dass plötzlich auch das Thema an sich immer spannender wird und man wissen will, was diese Szene eigentlich genau plant? Guse weiß ziemlich gut, wann er die Jungs einfach mal reden lassen kann und wann er als Erklärer eingreift. Doch auch seine Superpower hat Grenzen: Während der Arbeit am Buch hat Guse 2 000 Euro mit Krypto verloren. Das sollte man schon wissen, wenn man nach diesem Buch überlegt, sich unter die Krypto-Männer mit den schwarzen T-Shirts zu mischen.
Hat es Juan S. Guse mit „Tausendmal so viel Geld wie jetzt“ auf unsere Liste der besten Bücher im Juli 2025 geschafft?