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„The Fortress“: Norwegen hinter Stacheldraht und Mauer

The Fortress Das Erste ARD ARD-Mediathek
Die Britin Uma (Nina Yndis) zeigt dem Grenzschutz ihre Einreisegenehmigung. Die norwegische Serie „The Fortress“ läuft jetzt im Ersten und kann in der ARD-Mediathek gestreamt werden. (Foto: ARD Degeto/Maipo Film/Viaplay Group.)

Das Erste und die ARD-Mediathek zeigen die Serie „The Fortress“. Das nationalistische Norwegen baut in naher Zukunft eine Grenzmauer und lässt niemanden mehr ins Land. Dann kommt eine Pandemie.

Mit einem fragwürdigen nationalistischen Konzept als dramaturgischem Ausgangspunkt startet die norwegische Near-Future-Serie „The Fortress“ ins Jahr 2037 und bringt das Land Norwegen nach einer Seuche in allen Fischzuchtanlagen mit einer Versorgungskrise in eine Notstandssituation. Die Serie läuft in der ARD und kann in der ARD-Mediathek gestreamt werden.

Pandemien und zehn Meter hohe Wellen, die die Küstenregionen überfluten, sorgen für eine nie dagewesene Migration. In der Serie „The Fortress“ baut Norwegen aus diesen Gründen nicht nur eine unüberwindbare Mauer an der Grenze, sondern versucht auch in der Nahrungsmittelproduktion sowie in der Energieproduktion autark zu sein. Aber noch besteht die Hälfte der Nahrungsmittel aus Importen, was Ministerpräsident Heyerdahl (Tobias Santelmann, „Blinded – Schatten der Vergangenheit“, „Exit“, „Atlantic Crossing“) von der Regierungspartei Unser Weg gleich zu Beginn der ersten Folge zu ändern verspricht. Nach dieser Einstiegssequenz macht die Serie einen Zeitsprung von neun Jahren ins Jahr 2037 – die Mauer steht, und autark ist man auch. Eine digital anglegte Planwirtschaft in der Behörde für Gesundheit und Nahrungsmittelversorgung erfasst in kurzen Abständen den Konsum der Bevölkerung und passt die Produktion den Bedürfnissen an. Die Abteilungsleiterin der Behörde, Esther Winter (Salome Emnetu), will gerade in ein Sabbatjahr starten, als in der nationalen Fischzucht eine Seuche ausbricht, die vergleichsweise harmlos anfängt und dann die Versorgung der Bevölkerung in Gefahr zu bringen droht.

An der Grenze zu Schweden , wo auf schwedischer Seite ein riesiges Flüchtlingslager steht, hat inzwischen die Britin Uma (Nina Yndis, „Fucking Bornholm“) eine bedingte Einreisegenehmigung, gemeinsam mit ihrem Ehemann Charlie (Russell Tovey, „Years and Years“) und ihrem kleinen Baby. Doch bei Umas Bluttest eine 26-prozentige Wahrscheinlichkeit errechnet wurde, dass sie vor dem 55. Lebensjahr an ALS erkranken würde und es dagegen keine Therapie gibt, wird ihr der Flüchtlingsstatus entzogen.

Zwischen den Polen von Ernährungssicherheit und Bürgerrechten, Polizeistaat und Freizügigkeit sowie internationalem Handel und Abschottung bewegt sich die Handlung der Serie „The Fortress“. Lediglich drei Prozent der Bevölkerung ist gegen die Mauer an der Grenze, und das ist nicht zuletzt Menschen zu verdangen wie der Redenschreiberin im Gesundheitsministerium Ariel Harboe: Eili Harboe („Beforeigners“), die schon in der ersten Folge der Serie vom Büro des Ministerpräsidenten umworben wird. Wie sehr sich die Serie im Lauf der sieben Folgen zu einer Kritik am nationalistischen Kurs Norwegens weiterentwickelt, wie er in der ersten, gesichteten Folge etabliert wurde, kann nicht gesagt werden. Angelegt aber ist diese Kritik bereits deutlich und drastisch. Damit zeichnet sich ab, dass „The Fortress“ mehr ist als nur eine actionreiche Dystopie in naher Zukunft: Die politischen Verhältnisse im nationalistischen Norwegen werden – das zeigt das vorgestellte Personal – großes Gewicht im weiteren Fortgang der Serie haben.

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