„Der Dreh von Inkarnation“ von Tom McCarthy
„Der Dreh von Inkarnation“ von Tom McCarthy ist zwar sprachlich konventionell, inhaltlich aber Postmoderne in Reinform.
In „Der Dreh von Inkarnation“ von Tom McCarthy geht es um die Suche nach der einen Formel, die die Welt erklärt und dem Ganzen einen Sinn gibt.
Joyce, Wallace, Cohen: Wenn Ulrich Blumenbach ein Buch übersetzt, ist es selten leichte Lektüre. „Der Dreh von Inkarnation“ von Tom McCarthy ist zwar – abseits der allgegenwärtigen pynchonesken Fachbegriffe – sprachlich konventionell, inhaltlich aber Postmoderne in Reinform. Es geht um die Suche nach der einen Formel, die die Welt erklärt und dem Ganzen einen Sinn gibt – ganz eigentlich aber schlicht um die Produktion des neuen Science-Fiction-Films „Inkarnation“.
Um die spektakulären Raumreisen des Blockbusters richtig darzustellen, arbeiten mehrere Firmen monatelang in Windkanälen und Wassertanks, zwängen Models in Motion-Capture-Anzüge und filmen Bewegungsabläufe mit Drohnen. Mehrere Faktionen stoßen dabei zufällig auf ein verschollenes Modell der historisch realen Wissenschaftlerin Lillian Gilbreth. Hat sie heimlich das Perpetuum mobile entdeckt? Für McCarthy ist diese Frage nur marginal interessanter als der kleinteilig beschriebene Prozess der Datenerfassung für die CGI-Sequenzen des Films.
Die nüchterne Atmosphäre erzeugt einen erstaunlichen Sog
Szene um Szene begleiten wir seine Protagonist:innen bei ihrer Arbeit, ihr Privatleben wird fast völlig ausgespart. Die nüchterne Atmosphäre, gepaart mit den doppelt fiktiven Szenen aus „Inkarnation“, erzeugt dabei einen erstaunlichen Sog. Um das Menschliche unter dem ganzen Spektakel zu finden, muss allerdings sehr genau hingeschaut werden – zumindest bis kurz vor dem Ende des Romans.