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TV-Tipp: Intime Joplin-Doku „Janis: Little Girl Blue“

Janis
(Foto: ZDF/BR, Jigsaw Productions)

Hell gebrannt, jung gestorben: Janis Joplin gilt bis heute als die beste weiße Bluessängerin aller Zeiten. Amy Bergs Doku setzt ihr ein Denkmal. Unser Filmtipp

Verwaschene Bilder aus dem Führerhaus eines Zugs in der ersten Hälfte von „Janis: Little Girl Blue“, als Janis Joplin sich herauskämpft aus dem kleingeistigen Port Arthur, Texas, wo sie gemobbt wurde. In der zweiten Hälfte, als es in San Francisco erst himmelhoch hinaus und dann höllentief bergab geht mit ihr, schaut die Kamera aus dem Heck des Zugs – er fährt im Zeitraffer Richtung Abgrund, doch dem wendet sie den Rücken zu.

Diese symbolträchtigen Einsprengsel bilden den Kitt in Amy J. Berg atemlos aus Interviews, Liveaufnahmen und Super-8-Material geschnittener 107-Minuten-Doku. Bis heute gilt Joplin als größte weiße Blues- und Rocksängerin überhaupt – und zwar nicht, weil sie am 4. Oktober 1970 nach einer Überdosis Heroin dem Club 27 beitrat, sondern wegen ihrer authentischen Entäußerung im Konzert. Bergs Film lotet den Abgrund aus zwischen dem Rausch auf der Bühne und dem Kater im Privaten. Er beteiligt sich an der Vergötterung einer Tragödin – und liefert viele Gründe, warum dagegen überhaupt nichts einzuwenden ist. mw

„Janis: Little Girl Blue“ läuft um 20.15 Uhr auf 3sat.

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