„Drifter“ von Ulrike Sterblich
In „Drifter“ von Ulrike Sterblich werden viele Geheimnisse nicht gelüftet – und trotzdem bekommen wir alle Antworten, die wir brauchen.
Die surrealistischen, ja übernatürlichen Ereignisse in „Drifter“ von Ulrike Sterblich bleiben unerklärt und werden zur Kulisse für lakonische Reflexionen über Gott und die Welt.
„Drifter“ von Ulrike Sterblich ist unsere Buchempfehlung der Woche.
Auf dem Weg zur Pferderennbahn sehen Wenzel und sein bester Freund Killer sie zum ersten Mal: Vica, eine Frau mit goldenem Kleid und Silberblick. Irgendetwas an ihr fasziniert Wenzel, vor allem, weil sie ein Buch seines Lieblingsschriftstellers Drifter dabei hat, das noch gar nicht erschienen ist. Als Killer am Abend vom Blitz getroffen wird, beginnt sich das Leben der beiden Kumpel zu verändern: Während Killer, eigentlich Karrieremensch, seinen Job kündigt und ganz neue Prioritäten hat, trifft Wenzel immer häufiger auf Vica und ihre Entourage, bestehend aus dem Chauffeur Heurtebise, der trendigen Jez und dem dressierten Hund Bello. Vica gibt in Online-Workshops Investment-Tipps, bringt eine magische Armbanduhr heraus und quartiert sich schließlich in einer Etage in Wenzels und Killers Geburtshaus ein – und ihr Einfluss zieht immer weitere Kreise …
Nachdem sie mit ihrem Debütroman „The German Girl“ ins New York der 60er gereist ist, verlässt Ulrike Sterblich mit „Drifter“ nun vollkommen den Boden der Tatsachen. Die surrealistischen, ja übernatürlichen Ereignisse um Vica und ihrem Team bleiben unerklärt und scheinen Wenzel im Großen und Ganzen nicht allzu sehr zu schockieren. Und so gehen sie auch für uns in der luftig-leichten Atmosphäre auf, die Sterblich scheinbar mühelos herstellt, und werden zur Kulisse für Wenzels lakonische Reflexionen über Gott und die Welt. Sterblich spickt ihr Buch mit Witzen und Anspielungen auf Cocteau oder Bulgakow, macht allerdings nie den Schritt zur Satire. Dafür sind alle und ist alles in „Drifter“ viel zu angenehm – umso angenehmer ist auch das Lesen.
„Drifter“ von Ulrike Sterblich ist unsere Buchempfehlung der Woche. Zuletzt haben wir an dieser Stelle „Zwischen den Dörfern auf Hundert“ von Lars Werner vorgestellt.