Unverkopfte Komplexität: „Phasor“ von Helado Negro
Helado Negro ist bekannt für seinen frickeligen Sound. Auf seinem neuen Album gönnt es sich der US-Amerikaner, extrovertiert zu sein.
Harmonie ohne Heile-Welt-Attitüde zu schaffen, ist eine Herausforderung – gerade in Zeiten der Unruhe. Eine, der sich Roberto Carlos Lange alias Helado Negro gerne stellt. Der US-Amerikaner ist bekannt für seinen gechillten Pop, der zwischen Elektro und Folk pendelt, ohne Soul und Indie zu vernachlässigen. Wer denkt, Helado Negro schüttele die gechillten Grooves seicht aus dem Ärmel, irrt. Als studierter Sound-Designer ist der Sohn ecuadorianischer Einwanderer ein Frickler mit Liebe für komplexe Details.
Für „Phasor“ war ein Synthesizer aus altem Supercomputerhirn und analogen Oszillatoren der Ausgangspunkt. Und auf dem Opener „LFO (Lupe finds Oliveros)“ huldigt der Musiker Klangmeditationspraktikerin Pauline Oliveros und Lupe Lopez, die in den 50er-Jahren für Fender Gitarrenverstärker gebaut hat. Ihr Fingerspitzengefühl, die Liebe zu den kleinsten Dingen mache den Unterschied aus, ist der Musiker überzeugt. Und so berührt „Phasor“ mit unverkopfter Komplexität. Anders als auf dem Vorgänger geht es auch mal rumpelig und extrovertiert zu, im Ganzen aber bleibt Helado Negro seinem relaxten Sound treu und schafft so eine harmonische Auszeit in einer bewegten Welt.