„Vor dem Morgengrauen“ von Sevgi Soysal

Der ursprünglich 1975 erschienene Roman „Vor dem Morgengrauen“ der türkischen Autorin Sevgi Soysal erzählt mit gerechtem Zorn und hintergründiger Heiterkeit vom Kampf der Unterdrückten gegen die Militärdiktatur.
„Vor dem Morgengrauen“ von Sevgi Soysal ist in der Türkei längst ein Klassiker – und hierzulande eine überaus lohnende Entdeckung.
Die türkische Provinzstadt Adana, Mitte der 70er: Eine Razzia sprengt die zusammengewürfelte Runde, die sich bei Ali zum Essen getroffen hat. Lehrer Mustafa ist gerade erst aus dem Gefängnis gekommen und weiß nicht, wo Frau und Kind sind. Sein Cousin Hüseyin hat Oya eingeladen, die aus Ankara verbannt wurde und quasi unter Hausarrest steht. Wirklich etwas verbrochen hat keiner von ihnen, was der Polizei natürlich herzlich egal ist. Die Nacht auf der Wache wird für die Gruppe zur Zerreißprobe und zur Konfrontation mit den eigenen Wunden und Wünschen. Doch wir sehen auch in die Köpfe der Polizisten, die bei aller Macht und Willkür von Angst und Zweifeln beherrscht werden.
Sevgi Soysals Roman ist ursprünglich 1975 erschienen, nur ein Jahr vor ihrem Tod. Die Autorin hatte selbst mit Zensur, Verbannung und Gefängnis zu kämpfen, was ihre fast unheimliche Einfühlsamkeit erklärt. Mit gerechtem Zorn, aber auch hintergründiger Heiterkeit schreibt sie über den Kampf der Unterdrückten – insbesondere Arbeiter:innen, Linke und Frauen – gegen die Militärdiktatur. In der Türkei längst ein Klassiker – hier eine überaus lohnende Entdeckung.
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