„Waiting Game“ von Junior Boys: Ein leises Feuerwerk
Auf „Waiting Game“ haben die Junior Boys Gesprächsfetzen gesammelt und daraus ein ruhiges Lyrik-Feuerwerk geschustert.
„Könnten Sie mal?“, „Ich bitte dich!“, „Wollt ihr nicht?“, „Lassen Sie das!“. Die Gesprächsfetzen, die einem beim Einkauf im Supermarkt oder auf der Busfahrt nach Hause angespült werden, liefern oft genug Stoff für ein ganzes Buch – oder ein Album. „Waiting Game“, das sechste Album der Junior Boys, ist entlang von syntaktischen Fragmenten konzipiert, die Jeremy Greenspan bei seinen Spaziergängen durch das kanadische Hamilton aufgeschnappt hat. Doch die Lyrics auf „Waiting Game“ wirken keineswegs wahl- oder sinnlos.
Sie verstärken das beständige Gefühl des Wartens. Nie gibt es eine Erlösung – weder lyrisch noch musikalisch: Auf „Thinking about you calms me“ laufen die Gedanken im Kreis, und „Samba on Samba“ ist ein skurriles Nichtgespräch zweier Fremder. Diese in der Schwebe hängenden Lyrics kuscheln sich in den Wave-R’n’B, den Greenspan in einem auf 20 Dezibel heruntergedämmten Studio produziert hat. In diesem Vakuum ist eine Fülle an stillen Momenten und schöner Tristesse entstanden: „Waiting Game“ ist das wahrscheinlich leiseste Feuerwerk seit dem Böllerverbot 2021.