Weißer Mann, was nun? Sasami Ashworth im Interview
Der Sound der US-Amerikanerin Sasami ist integrativ – und das gilt ganz besonders für Genres, die sich gern als exklusiv definieren.
Sasami Ashworth“>Sasami Ashworth: Anfangs war ich skeptisch, doch dann war ich diejenige, die während der Show am krassesten abgegangen ist. (lacht) Plötzlich konnte ich all die in mir angestaute Wut und den Frust kanalisieren, und mir wurde klar, dass ich diese Energie für mein zweites Album wollte.
Bist du zuvor schon mal mit Metal in Berührung gekommen?
Ashworth: In meiner Highschool-Zeit haben NuMetal-Bands wie Slipknot, Korn und System Of A Down den Mainstreamsound geprägt. Ich blicke da mit einer gewissen Nostalgie zurück, denn einige Sachen mochte ich durchaus. Gleichzeitig hatte ich aber immer auch sehr große Bedenken.
Metal ist sehr weiß, männlich, hetero und politisch nicht selten problematisch.
Ashworth: Genau, und weil sich viele aus meiner Community in dieser Welt nicht wohl fühlen, wollte ich ihnen bestimmte Elemente mit meiner neuen Platte zugänglich machen. Mir ging es vor allem darum, diese Kälte und eine militante Energie in meinen Sound zu integrieren. Aber eine Pionierarbeit ist das nicht. Es gibt ja durchaus auch P.o.C. und queere Musiker:innen im Metal.
Mich überrascht, dass du für einige Stücke auf „Squeeze“ den Megadeth-Schlagzeuger Dirk Verbueren engagiert hast. Deren Sänger Dave Mustaine fällt ja immer wieder durch homophobe Aussagen und Trump-Sympathien auf.
Ashworth: Genau dagegen rebelliere ich mit dieser Platte. Außerdem ist Dirk ja kein Gründungsmitglied von Megadeth, sondern deren aktueller Tourdrummer. Wenn er sich an meiner Platte beteiligt, zeigt es doch, wie er selbst zu diesen Fragen eingestellt ist. Für mich ist das ein wichtiger Schritt, damit Metal sich aus dieser weißen, männlichen Prägung befreit.
Wo kommt diese Wut her, die du mit „Squeeze“ kanalisierst?
Ashworth: Auf der Tour zur ersten Platte war ich ausschließlich mit Musikerinnen unterwegs. Ständig sind wir auf Tontechniker getroffen, die unsere musikalischen Fähigkeiten angezweifelt haben. Oft haben sie uns aufgefordert, die Verstärker leiser zu drehen – was dazu geführt hat, dass ich immer lauter performt habe. (lacht) Zugegeben, bei den Songs vom Debüt war das mitunter ein bisschen absurd.
„Squeeze“ ist eine dramaturgische Meisterleistung: Du stellst Brecher wie „Skin a Rat“ und den Titelsong neben Folk- und Popsongs, bei denen Referenzen wie Fleetwood Mac und Sheryl Crow durchaus angebracht sind – denen du aber, oft auch sehr dezent, Metal-Elemente beimengst. Hat dein Freund Kyle Thomas recht, wenn er dich als eine „satanische Brian Wilson“ bezeichnet?
Ashworth: (lacht) Kyle bezieht sich wohl darauf, dass ich keine Unterschiede mache und auch dämonische Metal-Instrumente so arrangiere, als würde ich an einer Symphonie arbeiten. Auf dem Album hört man Streicher und sehr anschmiegsame Gesangsharmonien – aber die Aggressivität ist gleichberechtigt.