„Tao“ von Yannic Han Biao Federer: Spurensuche in Hongkong
Mit dem fragmentierten Narrativ von „Tao“ fängt Yannic Han Biao Federer das Gefühl der Entwurzelung ein.
Tobi heißt in Wirklichkeit Tao, aber niemand nennt ihn so – bis auf Miriam, die ihn aber gerade verlassen hat. Das hängt damit zusammen, dass ihr Vater gestorben ist, und dass Tao keinen Weg gefunden hat, damit umzugehen, als darüber zu schreiben. Auch Taos Vater ist höchstwahrscheinlich tot, er ist vor Jahren in Hongkong verschwunden, wo er wiederum nach Spuren seines eigenen Vaters gesucht hat. Nach der Trennung von Miriam bricht Tao selbst nach Hongkong auf, um die Suche fortzusetzen, und führt die endlose Kette weiter …
Die zyklische Natur der Zeit wird in „Tao“ noch dadurch hervorgehoben, dass der Ich-Erzähler wild umherspringt, von Tobis Erinnerungen an seine Kindheit in die Zeit nach der Trennung, dann wieder zurück zum Kennenlernen mit Miriam. Wie tief dabei die autobiografischen Elemente gehen, weiß nur Yannic Han Biao Federer selbst. Er geht jedoch bewusst mit ihnen um, indem er seinen Protagonisten ebenfalls zu einem Autor macht, der über einen Alex schreibt, der in Wirklichkeit anders heißt und dessen Vater verschwunden ist. Es sind diese Anflüge von Humor, die den Roman davor bewahren, unter dem Gewicht seiner ernsten Themen zu kollabieren. Das fragmentierte Narrativ ist dabei weit mehr als nur Spielerei: Es fängt wie beiläufig Taos Gefühl der Entwurzelung ein.