„Das Museum der Stille“ von Yoko Ogawa
Mit „Das Museum der Stille“ fragt Yoko Ogawa fast parabelhaft nach dem Wesen der Erinnerung, nach Schuld und Obsession.
„Das Museum der Stille“ von Yoko Ogawa ist erstmals bereits im Jahr 2000 erschienen – doch das spielt überhaupt keine Rolle.
„Das Museum der Stille“ von Yoko Ogawa ist gerade in einer Neuauflage erschienen. Der Ich-Erzähler, ein Museumsexperte, kommt in dem abgelegenen Bergdorf an, um ein ungewöhnliches Projekt umzusetzen: Eine exzentrische alte Dame sammelt seit Jahrzehnten Erinnerungsstücke an alle Menschen, die im Ort sterben. Nun sieht sie ihren eigenen Tod nahen und will, dass der Protagonist die Gegenstände professionell ausstellt – und ihre Arbeit fortführt. Dazu muss er Alltagsdinge der Toten beschaffen, die ihre Essenz ausmachen. Zunächst skeptisch, lässt er sich von der Überzeugung der Alten anstecken und freundet sich mit ihrer Adoptivtochter an. In dem isolierten Ort mit allerhand seltsamen Traditionen verliert er allmählich den Bezug zu seinem vorherigen Leben. Doch als ein Serienmörder beginnt, junge Frauen umzubringen, wird das Beschaffen der Mementos immer gefährlicher …
Yoko Ogawas Roman ist erstmals bereits 2000 erschienen, doch das spielt keine Rolle: Die Welt, die sie entstehen lässt, ist ohnehin aus Raum und Zeit gefallen. Fast parabelhaft fragt sie nach dem Wesen der Erinnerung, nach Schuld und Obsession. Ihr Erzähler beschreibt seine Arbeit am Museum methodisch und mit klaren Worten, doch das macht den Nebel der Rätselhaftigkeit, der über die Seiten wabert, nur umso dichter. Wie der Held werden wir immer tiefer in die Ereignisse hineingezogen und bemerken die unterschwellige Bedrohung erst, als es zu spät ist.
Wer „Das Museum der Stille“ von Yoko Ogawa mag, könnte sich auch für „Zwischen Himmel und Erde“ von Yara Rodrigues Fowler interessieren.