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„You are Voldemort“: J. K. Rowling befeuert Kontroverse

J. K. Rowling steht zu transphoben Statements
(Foto: Debra Hurford Brown)

Die Autorin von „Harry Potter“ wurde in den vergangenen Tagen heftig für ihre Haltung gegenüber Transpersonen kritisiert. Nun hat sie diese Meinung in einen Essay verteidigt.

Die Debatte um J. K. Rowlings Ablehnung von Transgender-Personen ist nicht neu, aber kürzlich in voller Stärke wieder aufgeflammt. Ein Tweet vom 6. Juni, in dem die „Harry Potter“-Autorin sich über transinklusive Wortwahl beschwert hatte, zog einen Shitstorm nach sich. Daniel Radcliffe, der Harry Potter in den Verfilmungen von Rowlings Romanen gespielt hat, distanzierte sich in einem Statement deutlich von ihrer Haltung und betonte: „Transfrauen sind Frauen“. Nun hat Rowling ebenfalls ein Statement veröffentlicht, in dem sie ihre Position rechtfertigen will. Der Essay erschien gestern auf ihrer Webseite.

Rowling hat sich bereits in der Vergangenheit wiederholt transgenderkritisch geäußert. Auch in dem ausführlichen Text hält sie an ihrer Meinung fest, versucht aber, sie zu erklären. Nach ihrem Tweet sei sie stark angefeindet worden, schreibt Rowling dazu. Man habe sie mit frauenfeindlichen Schimpfwörtern bedacht und als transphob oder als „TERF“ („trans-exclusionary radical feminist“) bezeichnet. Jemand habe sie sogar als den Schurken aus ihren Romanen bezeichnet: „You are Voldemort“.

Rowling argumentiert mit häuslicher Gewalt

In der Folge nennt die Autorin mehrere Argumente, warum sie die gegenwärtige gesellschaftliche Akzeptanz von Transpersonen ablehnt. Darunter fällt etwa ihre Sorge, dass junge und unsichere Menschen glauben können, sie seien transgender, obwohl das nicht der Wahrheit entspräche. Hätte es in ihrer Jugend die Möglichkeit gegeben, sein Geschlecht zu wechseln, wäre sie vielleicht der Versuchung erlegen, schreibt Rowling: „Der Reiz, dem Frausein zu entkommen, wäre riesig gewesen.“ So habe sie stattdessen lernen müssen, mit ihrer Identität als Frau zu leben. Sie weist in diesem Zusammenhang auf eine Statistik hin, nach der 60-90% von Transgender-Teenagern später ihre Geschlechtsdysphorie wieder ablegen. Allerdings zitiert sie weder hier noch sonst irgendwo eine Quelle.

Rowlings Hauptgrund für ihre Position ist jedoch ein persönlicher. In dem Essay legt Rowling offen, dass sie in der Vergangenheit von ihrem ersten Mann misshandelt wurde. Das Trauma verfolge sie bis heute und sei der Grund, warum sie es ablehnt, Transfrauen Zugang zu Räumen zu gestatten, in denen keine Männer erlaubt sind. Zwar räumt sie ein, dass auch Transpersonen überdurchschnittlich oft Opfer von Gewalt werden, und betont: „Ich glaube, dass die Mehrheit von Menschen, die sich als transgender identifizieren, nicht nur keinerlei Bedrohung für andere bedeuten, sondern aus all den genannten Gründen gefährdet sind. Transmenschen brauchen und verdienen Schutz.“ Doch zugleich würde es Cisfrauen – also Frauen, deren biologisches Geschlecht mit dem sozialen übereinstimmt – gefährden, wenn Transfrauen etwa Damenumkleiden oder -toiletten nutzen dürften. Nur Frauen, die selbst nie Opfer von Gewalt waren, könnten anders denken.

Emma Watson, Bonnie Wright und Eddie Redmayne widersprechen

Es ist unwahrscheinlich, dass das Statement die Kontroverse abkühlen wird. Rowling hat es zwar auf Twitter gepostet, die Kommentarfunktion aber deaktiviert. Währenddessen tun es andere Schauspieler*innen Radcliffe gleich und solidarisieren sich mit Transpersonen. So schrieb Emma Watson, die in „Harry Potter“ Hermine Granger spielte: „Transmenschen sind das, was sie sagen, das sie sind, und sie haben es verdient, ihre Leben zu leben, ohne andauernd angezweifelt zu werden oder gesagt zu bekommen, dass sie es nicht seien.“

Auf ähnliche Weise positionierte sich Bonnie Wright, die die Rolle der Ginny Weasley verkörperte:

Auch der Schauspieler Eddie Redmayne hatte zuvor seine Solidarität bekundet. Er spielt die Hauptrolle in Rowlings Filmserie „Phantastische Tierwesen“. Gegenüber des Kulturmagazins Variety sagte er: „Respekt für Transmenschen bleibt ein kultureller Imperativ“.

Sowohl Watsons als auch Wrights Tweet haben deutlich mehr Likes als das Statement von Rowling bekommen.

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