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„37 Sekunden“: Psychogramm einer Vergewaltigung

37 Sekunden Das Erste ARD-Mediathek
Clara (Emily Cox) versucht heraus zu bekommen, was genau war. Leonie (Paula Kober) ist sich nicht sicher. Die Serie „37 Sekunden“ erzählt eine Geschichte von einer Verfgewaltigung und in der Folge schweren Verwerfungen in Freundschaften und Familien. Die Serie läuft im Ersten und kann in der ARD-Mediathek gestreamt werden. (Foto: © ARD Degeto/Odeon Fiction GmbH/Barbara Bauriedl)

Hat der Popmusiker Carsten seine frühere Geliebte Leonie vergewaltigt? Die Dramaserie „37 Sekunden“ spielt in einer schwierigen Grauzone. Jetzt in der ARD und in der Mediathek.

„37 Sekunden“: Serie mit Jens Albinus im Ersten und in der ARD-Mediathek

Ein Musiker irgendwo zwischen Schlager, Rock und Pop und außerdem in der Midlife Crisis, der seit sieben Jahren kein Album mehr rausbrachte, hat seit Monaten eine heimliche Liaison  mit einer aufstrebenen jungen Musikerin, die ihn wie eine Muse zu einem neuen Album inspirierte auf seiner geplanten großen Comebacktour supporten soll. Dann kriegt der 50-Jährige kalte Füße und ghostet sie über Wochen, bis sie zu seiner Geburtstagsfeier überraschent auftaucht und ihm ein Ständchen singt. Was hinterher passiert, sieht Carsten (Jens Albinus, „Das Vorspiel“, „Schwesterlein“) als einvernehmlichen Sex, Leonie (Paula Kober, „Sisi“) aber als Vergewaltigung. In der Folge kommt es in der Serie „37 Sekunden“ (Das Erste und ARD-Mediathek) nicht nur zum Prozess, sondern auch zu schweren Verwerfungen innerhalb von Carstens’ Familie.

Vor allem Carstens Tochter Clara (Emily Cox, „Alma & Oskar“, „Hartwig Seeler – Ein neues Leben“) wird es hart: Soeben hat sie noch die Party für ihren Vater ausgrichtet, doch Leonie ist ihre beste Freundin, für die sie ihn ihrem neuen Haus auf dem Land sogar ein Zimmer einrichten will, damit sie immer zu ihr kommen kann. Jetzt muss Clara – sie ist Juristin von Beruf – sich entscheiden, auf wessen Seite sie in Zukunft steht. Dann ist da Carstens zweite Frau Maren (Marie-Lou Sellem), die schon auf der Geburtstagsparty deutlich zu erkennen gibt, dass sie über die Liaison Bescheid weiß und sich sehr schnell zurückzieht. Und da ist noch Carstens Sohn Jonas (Valentin Mirow), der im gleichen Raum völlig bekifft schläft, in dem Carsten und Leonie sich treffen.

Regieisseurin Bettina Oberli („Wanda, mein Wunder“) hat die sechsteilige Serie mit viel Gespür für alle Parteien der Handlung inszeniert und lässt jegliche subjektive Wahrnehmung in Sachen Vergewaltigung vs. einvernehmlichem Sex zur Geltung kommen, auch wenn objektiv klar ist, dass Leonie trotz ambivaltenten Handelns mehrmals klar „Nein“ sagt und Carsten aus purer egoistischer Innensicht handelt. Was die Sache kompliziert macht: Leonie ist schon im Vorfeld enttäuscht von Carsten, der ihr zudem noch eine Absage für die gemeinsam geplante Tournee erteilt. In der Folge zeigt „37 Sekunden“ alle Konsequenzen eines solchen Vorwurfs auf: vom Versuch der Bestechung durch die Plattenfirma über das Auseinanderbrechen einer Familie bis hin zum Nichtloslassenkönnen Zweier, die sich mal voller Leidenschaft liebten.

37 Sekunden Das Erste ARD Mediathek
Carstens Frau Maren (Marie-Lou Sellem) weiß nicht, was sie von ihrem Mann Carsten (Jens Albinus),
Foto: © ARD Degeto/Odeon Fiction GmbH/Barbara Bauriedl

 

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