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„Alien: Earth“: Der Milliardärslümmel und das Alien

Die Serie „Alien: Earth“ kann bei Disney+ Star gestreamt werden.
Sydney Chandler spielt Wendy, das erste synthetische Wesen mit einem menschlichen Geist. Die FX-Serie „Alien: Earth“ kann jetzt bei Disney+ Star gestreamt werden. (Foto: © Patrick Brown/FX)

Heiß ersehnt ist sie seit Monaten und gleichzeitig auch stark umstritten: Bei Disney+ Star kann ab sofort die Sci-Fi-Horrorserie „Alien: Earth“ von Noah Hawley gestreamt werden.

Die Meinungen gehen absolut auseinander – nicht nur in Bezug auf diese Serie, sondern grundsätzlich, was die Qualität der diversen Fortsetzungen des ersten Sci-Fi-Horrorschockers „Alien“ anbetrifft. Und doch wurde die Serie „Alien: Earth“, die ab sofort bei Disney+ Star gestreamt werden kann, von vielen Fans seit Monaten sehnlichst erwartet. „Alien: Earth“ spielt zwei Jahre vor den Ereignissen des ersten Films aus dem Jahr 1979, dessen Handlung sich im Jahr 2122 auf dem Frachtraumschiff Nostromo 40 Lichtjahre entfernt von der Erde abspielt. Und die Serie spielt, wie der Titel der Serie schon sagt, auf der Erde.

Dass die Serie so sehnlichst erwartet wurde, lag vor allem auch an Regisseur Noah Hawley, der bereits vor zehn Jahren bewies, dass man einen sehr guten Kinofilm von der Idee her in eine Serie überführen kann. Seine drei Staffeln umfassende Serie „Fargo“ wurde zu Recht hymnisch gefeiert, und auch seine ebenfalls drei Staffeln umfassende Science-Fiction-Dramaserie „Legion“ wahrte die Richtige Distanz zwischen den X-Men-Filmen einerseits und Eigenständigkeit andererseits. Was bei „Alien: Earth“ nach drei gesichteten von insgesamt acht Folgen besonders hervorsticht, ist zunächst einmal ästhetischer Natur, denn „Alien: Earth“ ist deutlich retrofuturistisch gestaltet, was in diesem Fall bedeutet: So wie man sich im Jahr 1979 das Jahr 2122 vorstellte, so zeigt auch jetzt die Serie das Jahr 2120: Wenn die Computer hochfahren und die Bildschirme aufflackern und erste Informationen preisgeben, meint man, in einem Computerraum der späten Siebziger oder frühen Achtziger zu sein. Hellgrüne Schrift baut sich langsam auf dem dunkelgrünen Monitor auf, während der Lautsprecher Geräusche macht, als drucke er die Information gleiczeitig mit einem Neunnadeldrucker aus. Metallischer Sound, Industrie-Look überall und die typische Frachtschiff-Ästhetik wie aus dem ersten „Alien“-Film betonen die optische Nähe zum Film, die von Noah Hawley exakt so gewollt war. Im Gegensatz dazu steht die neue technische Möglichkeit, menschlichen Geist in einen synthetischen Körper zu transferieren. Sydney Chandler („John Sugar“, „Pistol“) spielt den Androiden Wendy, ihr Bewusstsein ist das eines elfjährigen, früh entwickelten, aber totkranken Kindes, das plötzlich in einem synthetischen Superkörper steckt. Sie wird später die reifste Figur im Ensemble der Synthetischen mit menschlichem Bewusstsein sein, ihre erste selbstbstimmte Handlung besteht schon bald in der Rettungsaktion für ihren Bruder C. J. Hermit (Alex Lawther, „The French Dispatch“). Betreut werden die menschlichen Synthetischen von einer Psychologin und einem „normalen“ Androiden: Kirsh, gespielt von Timothy Olyphant („Amsterdam“, „Fargo – Staffel 4“).

„Alien: Earth“ kann bei Disney+ gestreamt werden.
Ein Multimilliardär freut sich auf die Aliens. Samuel Blenkin spielt Boy Kavalier. Foto: © FX

Dass der Multimilliardär Boy Kavalier (Samuel Blenkin, „Black Mirror – Staffel 4“) einerseits ebenso unreif wirkt wie seine neue Superheldentruppe, die geistig noch in den Kinderschuhen steckt, soll eine satirische Spitze gegen die Chefs der Tech-Giganten in den USA sein. Dass die Kapitalismuskritik mit dem Vorwurf der Unreife abgewschwächt wird, nimmt die Serie in Kauf: Boy Kavalier lümmelt in seinem Sessel oder läuft im einem Schlafanzug ähnlichen Outfit umher und befiehlt nach dem verhehrenden Absturz eines Raumfrachters mitten in „seiner“ City eiskalt lächelnd eine Rettungstriage, gestaffelt nach dem Einkommen der Menschen. Dann lässt er den Raumfrachter – mit ihm stürzten neben den schon bekannten Aliens weitere außerirdische Lebensformen ab, die von einem anderen großen Unternehmen im Universum eingesammelt worden waren – konfiszieren und holt alle Aliens in sein Forschungszentrum seines Konzerns Prodigy Corporation, wo Androiden, denen die außerirdischen Lebewesen nichts anhaben können, Experimente mit deren Körpern anstellen. Inwiefern dies noch zu größeren Verwerfungen mit dem Konkurrenzunternehmen führt, dem der Raumfrachter gehört, werden die weiteren Folgen der Serie zeigen. Ebenso muss man abwarten, inwiefern die Tatsache, dass die Regierungen auf der Erde weltweit abgeschafft und durch die Herrschaft der Techkonzerne ersetzt wurden, in der Serie noch eine tragende Rolle spielen wird – oder ob sie sich in den weiteren Folgen lediglich in ein Freiluftspektakel „Mensch vs. Alien“ verwandelt. Davon aber hängt die politische Relevanz von „Alien: Earth“ ab, die die Serie sich durchaus zu geben versucht.

 

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