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Logisch. Unabwendbar. Traurig.

Buchcover „Trennungsroman“ von Anna Brüggemann

Mit „Trennungsroman“ schlüpft Anna Brüggemann als unparteiische Beobachterin abwechselnd in die Gedanken- und Gefühlswelt ihrer Protagonist*innen.

Es beginnt mit „Noch 31 Tage“, es endet mit „14 Wochen und 4 Tage danach“. Und irgendwo dazwischen passiert das, was Anna Brüggemanns Debüt zu einem „Trennungsroman“ macht: Nach acht gemeinsamen Jahren geht die Beziehung von Eva und Thomas in die Brüche. Beide sind ratlos: Wie kann es sein, dass zwischen ihnen nichts mehr flimmert und flirrt, dass alles nur noch anstrengend, uneindeutig und verkrampft ist? Dass das, was für immer sein sollte, nun nicht mehr funktioniert – obwohl doch gar nichts Konkretes vorgefallen ist? Gut, Thomas hat mit seiner Kollegin Rose geschlafen, die so ganz anders ist als die strukturierte und umsorgende Eva. Aber selbst Eva sieht, bei aller Verletzung, dass dieses Fremdgehen nur Symptom ist, es krankt woanders. Nur wo? Warum? Und wann hat es angefangen?

Um diese Fragen auszuloten, schlüpft Anna Brüggemann, die sich bislang als Schauspielerin und Drehbuchautorin einen Namen gemacht hat, als unparteiische Beobachterin abwechselnd in die Gedanken- und Gefühlswelt ihrer Protagonist*innen. Auf eine sehr liebevolle und zugleich schonungslos ehrliche Art zeichnet sie sowohl Thomas als auch Eva als ambivalente Figuren; hier gibt es keine klare Rollenverteilung, nicht den oder die Bösen und das Opfer. Indem Brüggemann neben den beiden Anfang Dreißigjährigen auch deren Berliner Freundeskreis in den Blick nimmt, weitet sie die Perspektive, und en passant skizziert der „Trennungsroman“ eine ganze Generation privilegierter Großstädter*innen und deren Themen: Man gründet Familien oder feiert das Tinder-regulierte Singledasein, man kauft Wohnungen, man hadert im Job, mit dem Selbstbild und den Erwartungen der Elterngeneration. Die Ansprüche sind hoch. Und so ahnt man am Ende des Romans, „14 Wochen und 4 Tage danach“, wie aus einem kleinen Knacks in der Beziehung ein unüberwindbarer Graben werden konnte. Es ist logisch, es war unabwendbar. Es ist trotzdem: traurig.

Mit „Trennungsroman“ hat es Anna Brüggemann auf unsere Liste der besten Bücher im Juli 2021 geschafft.

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