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„Butter“ von Asako Yuzuki: Mit Haut und Haar

Buchcover „Butter“ von Asako Yuzuki

In „Butter“ beschreibt Asako Yuzuki ganz poetisch die Kochkünste einer Serienmörderin – und verhandelt zugleich Frauenbilder in der japanischen Gesellschaft.

Drei Männer soll Manako Kajii, die Protagonistin aus „Butter“ von Asako Yuzuki, umgebracht haben, nachdem sie sie mit ihren Kochkünsten umgarnt und finanziell ausgebeutet hat. Kein Wunder, dass die Journalistin Rika sie unbedingt interviewen möchte. Doch Kajii, die in Untersuchungshaft sitzt, will nicht mit der Presse reden. Erst, als Rika sie nach ihren Rezepten fragt, willigt die mutmaßliche Serienmörderin in ein Gespräch ein.

Von ihren Liebhabern will sie aber nur erzählen, wenn Rika ihre Gerichte nachkocht. Bald schon lernt Rika den genussintensiven Lebensstil Kajiis zu schätzen, und mit jeder Unterhaltung wächst ihre Faszination für die andere Frau, die sich so gar nicht um die Meinung anderer zu scheren scheint … Was Manako Kajii für Rika ist, ist Asako Yuzuki für die Leser:innen: So poetisch und appetitanregend hat wohl noch niemand über Reis mit Sojasauce und Butter, Rinderschmortopf oder Nudelsuppe geschrieben.

Viele Gerichte beschreibt Asako Yuzuki derart ausführlich, dass „Butter“ auch als Kochbuch funktionieren könnte.

Ähnlich frei geht Yuzuki mit Krimi-Konventionen um, denn obwohl Rika und ihre beste Freundin Reiko bald beginnen, auf eigene Faust zu ermitteln, um Kajiis Geheimnissen auf die Spur zu kommen, liegt der wahre Fokus woanders. Der Roman ist vor allem eine vielschichtige Auseinandersetzung mit den widersprüchlichen Anforderungen, die Japan an seine Frauen stellt: Im hyperkapitalistischen Tokio müssen sie auf dem gnadenlosen Arbeitsmarkt mithalten, sich in Partnerschaften um ihre Männer kümmern, als gute Mütter für ihre Kinder da sein – und dabei jederzeit dünn bleiben. Und die Männer? Können oft nicht einmal Wasser kochen. Kajii scheint diesen Ketten entkommen zu sein – stellt aber häusliche Tugenden und weibliche Ergebenheit über alles. Am Ende haben wir aus „Butter“ zweierlei gelernt: Erstens, dass traditionelle Vorstellungen von Familie, Freundschaft und Liebe uns ersticken können. Und zweitens, dass die richtige Sorte Butter ein Essen in eine Delikatesse verwandeln kann.

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