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„Haunted Houses“ von Carolina Lee: Ein neuer Stern

Portraitfoto Nadja Carolina von Carolina Lee
(Foto: Carolina Lee)

Der Berliner Band Carolina Lee gelingt mit ihrem Debüt ein Album, das so vielleicht nur alle 30 Jahre entsteht.

„Man erinnert sich an Sachen, die früher schon stattgefunden haben, aber diese Erinnerung ist ja immer auch vom Jetzt durchsetzt“, widerspricht Nadja Carolina völlig zu Recht, wenn man sie auf die Zeit Anfang der 1990er-Jahre anspricht, als Slowcore eine so ungemein prägende Bewegung gewesen ist. Natürlich greifen Carolina Lee mit ihrem psychedelischen Dreamfolk den Sound von Bands wie Cowboy Junkies oder Red House Painters auf, zugleich verweist Carolina, von der fast alle Songs und auch die Texte des Debüts „Haunted Houses“ stammen, auch auf prägende Einflüsse aus den 60ern und 70ern. Doch wenn dann der Titel dieses einen Albums fällt, das wie kaum ein anderes für Zeitlosigkeit steht und für viele Musikliebhaber seit mittlerweile fast 30 Jahren ein treuer Begleiter ist, dann lacht auch Carolina zustimmend und ein wenig ertappt auf. „Klar, da ist intuitiv sicher viel passiert, und das steckt da ganz sicher drin“, sagt sie in Bezug auf „So tonight that I might see“ von Mazzy Star aus dem Jahr 1993.

Auch die Berliner Band erreicht mit nur wenigen Mitteln eine ungemein intensive Wirkung – doch als Perfektionismus will Carolina das keinesfalls definieren. „Davon sind wir weit entfernt“, sagt sie lachend. „Aber es geht schon oft um die Frage: Was kann man noch weglassen? Eigentlich habe ich Regie studiert, und vielleicht habe ich es auch deshalb so genossen, die Songs im Studio zu hinterfragen und neu zusammenzusetzen.“ Weil wirklich jede Note sitzt, funktionieren Songs wie „Blossoms“ und „Mirror Mirror“ als melancholisches Zeitloch – und strahlen trotz ihrer Schwere doch auch eine gewisse Beruhigung aus. „Mit dem Songschreiben habe ich die Möglichkeit, unausgesprochene Dinge in die Welt zu tragen, und das hat für mich als Akt schon etwas extrem Hoffnungsvolles“, stimmt Carolina zu – und verweist zur Illustrierung ihres Gedankens auf den Song „Blue Light“ von Mazzy Star. Gut möglich also, dass Musikliebhaber in der Zukunft darüber sprechen werden, wie sie die vergangenen 30 Jahre mit diesem Debüt von Carolina Lee gelebt haben.

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