„Der Hipster von der traurigen Gestalt“ von Daniel Gascón
„Der Hipster von der traurigen Gestalt“ von Daniel Gascón ist eine launige Satire auf die Hysterie gegenwärtiger Debatten.
Beim Lesen von „Der Hipster von der traurigen Gestalt“ von Daniel Gascón muss man stets aufpassen, nicht in die reaktionäre Falle zu tappen, die sogenannte Wokeness kategorisch abkanzelt.
„Der Hipster von der traurigen Gestalt“ von Daniel Gascón ist gerade erschienen. Um über die Trennung von Lina hinwegzukommen, zieht Enrique zu seiner Tante in ein kleines Dorf im Osten Spaniens. Schnell wird klar, La Cañada ist nicht Madrid: kein Empfang, keine Yoga-Kurse, kein Quinoa im Dorfladen. Da sich Enrique als Visionär versteht, beginnt er voll Tatendrang, Nachhaltigkeitskonzepte zu entwickeln und einen Workshop zu moderner Männlichkeit anzuleiten, an dem außer ihm nur noch eine versprengte Gruppe älterer Frauen aus der Provinz teilnimmt. Peu à peu gewinnt er die Dorfgemeinde für sich und wird schließlich ihr Bürgermeister.
Spätestens dann dreht Daniel Gascóns Roman „Der Hipster von der traurigen Gestalt“ völlig frei: Rechte Spinner verirren sich ins Dorf, eine US-amerikanische Popsängerin kopiert das traditionelle Gewand La Cañadas, und Greta Thunberg wird entführt. Die moderne Don-Quijote-Geschichte ist eine launige Satire auf die Hysterie gegenwärtiger Debatten und den Ursprünglichkeitswahn urbaner Menschen. Wenn Enrique das Schafemelken als sexuelle Belästigung abtut, ist das sicherlich komisch, doch muss man beim Lesen stets aufpassen, nicht in eine reaktionäre Falle zu tappen, die sogenannte Wokeness kategorisch abzukanzelt.
Mit „Der Hipster von der traurigen Gestalt“ hat es Daniel Gascón auf unsere Liste der besten Bücher im November 2023 geschafft.