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Das Begräbnis: Erben im Showdown

Zu später Stunde zeigt die ARD ab heute die Serie „Das Begräbnis“ von Jan Georg Schütte. Sie zeigt einen sehr komischen High Noon der Erben.

Als der Patriarch Wolf-Dieter Meurer stirbt und sich die ganze Familie zur Beerdiung zusammenfindet, herrscht nur für sehr kurze Zeit Harmonie, und auch das nur, wenn man in der Serie Das Begräbnis (ARD und Mediathek) nicht genau hinschaut. Sollte man aber, es lohnt sich. Meurer-Sohn Mario (Charly Hübner), Klempner wie sein Vater, ist der etwas trottelige Nachkomme, der wie selbstverständlich die Firma als Erbe für sich betrachtet und schon während des Beerdigungsbesäufnisses fleißig Jobs in der Firma verteilt. Der zweite Sohn Thorsten (grenzdebil-kriminell gespielt von Devid Striesow) kommt nach Jahrzehnten mal wieder vorbei und hat angeblich große Geschäfte in Mexico City bzw. Nordkorea gemacht. Innerhalb von nur wenigen Stunden bringt Thorsten die organisierte Kriminalität in das beschauliche Dörfchen in Mecklenburg-Vorpommern.

Das Begräbnis ist erneut eine sehr gelungene Serie von Jan Georg Schütte (Regie und Spiel in „Kranitz – Bei Trennung Geld zurück“ und „Für immer Sommer 90“ sowie hochkomisch in „Check Check“ als durchgedrehter Security-Mann in der Provinz). Schütte liebt die groben Skizzen und das Imrovisieren am Set, so auch hier. Manchmal werden die Dialoge dadurch redundant oder fahrig, aber meistens dreht die hervorragende Riege an Schauspierinnen und Schauspielern richtig auf. Catrin Striebeck spielt die fast 20 Jahre jüngere Frau und Witwe, Anja Kling die Tochter des besten Freundes vom Verstorbenen, Claudia Michelsen die Tochter des Toten, die vor der Wende in den Westen geflohen war, und Thomas Thieme darf als Dorfpfarrer tröstende Worte sagen.

Die hat die Trauergemeinde auch nötig. Oder eben nicht, sind doch wirklich alle hinter dem Geld her und viele von ihnen hoch verschuldet. Als die Witwe Gaby (Striebeck) das Testament vorliest, in dem sie selbst bis auf den letzten Cent wirklich alles erbt, ist der Teufel los und der Kampf beginnt. Also sinngemäß: In Wirklichkeit wird gesoffen, Schnaps. Ist schließlich eine Beerdigung. Pläne werden gemacht, Allianzen geschmiedet, Intrigen gesponnen. Das Begräbnis ist somit die Schilderung der moralischen Untiefen in der menschlichen Seele. Und das ist sehr, sehr komisch.

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