„Das Paket“ von Margarita García Robayo
Mit „Das Paket“ flechtet Margarita García Robayo existenzielle Fragen geschickt in einen leicht surrealen und schmunzelnden Roman ein.
Geografisch gesehen liegen zwischen der Ich-Erzählerin und ihrer Familie 5300 Kilometer. Emotional trennen sie Welten. Und das, obwohl sie alle zwei Wochen mit ihrer Schwester telefoniert und in regelmäßigen Abständen Pakete von ihr zugeschickt bekommt. Zur Mutter fehlt hingegen jeder Kontakt, seitdem die junge Frau aus dem kolumbianischen Fischerdorf nach Buenos Aires gezogen ist. Ihr neues soziales Umfeld besteht aus einem übergriffigen Chef einer Werbeagentur, einer komplizierten Liebschaft, dem feindseligen Hausmeister und einer streunende Katze. Trist wäre noch untertrieben. Doch ist es auch nicht so, dass sie dem Leben entzückt ihre Hand entgegenstrecken würde.
Im Gegenteil: Ihre Welt ist von Zynismus zerfurcht. Dass ihre Mutter dann eines Tages in einem Paket angeliefert wird, stellt sie plötzlich vor längst verdrängte Themen: Was ist überhaupt Heimat? Wer ist ihre Familie? Und was bedeutet es, Mutter zu werden? Mit „Das Paket“ flechtet Margarita García Robayo diese Fragen geschickt in einen leicht surrealen und schmunzelnden Roman ein. Was nun Wirklichkeit, was Einbildung oder Metapher ist, bleibt ungeklärt. Auf die große Auflösung wartet man beim Lesen vergeblich – und das ist auch gut so. Denn wer soll solch existenzielle Fragen schon abschließend beantworten?
Hat es Margarita García Robayo mit „Das Paket“ auf unsere Liste der besten Bücher im Oktober 2024 geschafft?