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„Depression mit Meerblick“ von Luvre47: Weiter, immer weiter …

Luvre47

Für sein neues Album „Depression mit Meerblick“ hat sich der Berliner Rapper Luvre47 von den Großmeistern New Yorks inspirieren lassen und bereits mit 30 ein absolut rundes Grown-Man-Rapalbum abgeliefert.

Über den Vorwurf, er hätte seinen Hype verpennt, lacht Luvre47 in dem verhangenen Realtalk-Kopfnicker „Wendekreis“ seines neuen Albums „Depression mit Meerblick“ nur müde. Hat der Berliner doch vier Alben in drei Jahren veröffentlicht, zumal Zufriedenheit sowieso ein ziemlich unkreatives Lebensgefühl sei, wie ein Skit auf der aktuellen Platte anmerkt. Da kann man nun selbstgewiss von neoliberalem Bla-Bla spotten, oder man hört Luvre einfach etwas genauer zu.

Und schon gewinnt jenes Hustler-Kredo, das sich bereits im Titel des Openers „Genug ist nie genug“ abzeichnet, an Gewicht. Denn womit soll sich der Südberliner schon zufriedengeben? Mit suchtkranken Zombies im Treppenhaus? Mit von Polizeieinsätzen eingetretenen Wohnungstüren? Oder mit Fentanyl-Pflastern im Aufzug? Klar, inzwischen steht Luvre in der ausverkauften Columbiahalle und nicht mehr an der Straßenecken seiner Blocksiedlung, doch die Dämonen der Vergangenheit werfen weiter ihre Schatten.

Und so ist „Depression mit Meerblick“ kein buntes Poser-Album, sondern ein düsterer Schwarz-Weiß-Film, ein mitunter jazziges Boom-Bap-Album in New Yorker Tradition, das auf die Großmeister Nas und Biggie verweist. In bester Conscious-Rap-Manier lässt der 30-Jährige Weisheit um Weisheit fallen, als hätte er nie etwas anderes als Grown-Man-Rap gemacht. Mit dabei: Megaloh, der Meister des Prediger-Rap, mit dem der vielleicht stärkste Song des Albums gelungen ist. Und: Kwam.E, der zweite Feature-Gast und das andere Ende des deutschen Boom-Bap-Spektrums.

Die Beats kommen teilweise ohne Drums aus. Gepitchte Vocals, Meeresrauschen und Möwengeschrei treten, wenn nötig, an ihre Stelle. Meistens reichen Luvres Lyrics jedoch völlig aus. „Mach Geld nie zu deinem Gott“, rappt er, nur um später 50 000 Euro Bargeld in Alditüten mit gebührenden Moneydances abzufeiern. Was erst mal wie ein Widerspruch klingt, ist eigentlich nur konsequent: Mach so viel Geld wie du kannst – und dann verbrenn es. Denn selbst ein Infinitypool mit Meerblick heilt keine Depression. Das einzige, was uns rettet, ist: Zusammenhalt. Eine der vielen Wahrheiten, die nur richtig gute Rapper so unsentimental vermittelt bekommen. So wie Luvre eben.

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kulturnews.de
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