„Die Perfektionen“ von Vincenzo Latronico
Der Großstadtroman „Die Perfektionen“ von Vincenzo Latronico ist eine entlarvende Milieu-Studie einer urbanen Gruppe.
Der Großstadtroman „Die Perfektionen“ von Vincenzo Latronico ist unsere Buchempfehlung der Woche.
„Dass Sie, der Sie dies lesen, dies lesen, ist fast schon ein Beweis: ein Beweis dafür, dass Sie dazugehören“. Mit diesem Zitat beendet Vincenzo Latronico seinen Großstadtroman „Die Perfektionen“ – und entwaffnet damit nicht nur seine Hauptfiguren Anna und Tom.
Der deskriptive Roman porträtiert ein nach Berlin gezogenes Pärchen und den diffusen Traum einer ganzen Generation: Anna und Tom sind Digital Designer – Unterschiede herzustellen, ist ihr Job und die helle, von Pflanzen gesäumte Altbauwohnung ihr Büro. Geshoppt wird in Manufakturen, gekocht nur international und gefickt nie hegemonial. Das politische Engagement der beiden beschränkt sich auf den Verzicht auf Uber und Thunfisch, und das Ketamin ist schneller besorgt als der Meldebescheid.
„Die Perfektionen“ von Vincenzo Latronico ist die entlarvende Milieu-Studie einer urbanen Gruppe
Latronicos nüchterner Roman lässt sich als Milieu-Studie einer urbanen Gruppe lesen, die zwischen all den durchgestylten Distinktionsanstrengungen und verzweifelten Versuchen, das Ursprüngliche wieder herzustellen, voll und ganz in der spätkapitalistischen Verwertungslogik aufgeht, die das Singuläre prämiert und Gentrifizierung reproduziert.
Vincenzo Latronico hat es auf unsere Liste der besten Bücher im März 2023 geschafft.