„Young Mungo“ von Douglas Stuart: Romeo und Julian
Das Setting von „Young Mungo“ ist bereits aus „Shuggie Bain“ bekannt – und dennoch übertrifft Douglas Stuart mit dem zweiten Roman sein gefeiertes Debüt.
Nachdem sein Debüt „Shuggie Bain“ mit dem Booker Preis 2020 ausgezeichnet wurde, legt der in Glasgow geborene Autor Douglas Stuart nun seinen zweiten Roman vor – und auch wenn in dem Nachfolger viele bereits bekannte Motive auftauchen ist „Young Mungo“ sogar noch besser als der Weltbestseller „Shuggie Bain“.
„Mungo schaffte es nicht, den Abstand zwischen ihnen zu überbrücken. Das Äußerste, was er tun konnte, war, seine Hand neben James’ Hand zu legen, sodass sich ihre kleinen Finger beinahe berührten. Sie lagen so dicht beieinander, dass es so gut wie eine Berührung war. Die Wärme von James’ Hand überwand den Abstand und flutete Mungos ganzen Körper.“ Vieles ist aus Douglas Stuarts im Jahr 2020 mit dem Booker Preis prämierten Roman „Shuggie Bain“ bereits vertraut: Auch „Young Mungo“ spielt in einem Glasgower Arbeiterviertel, und mit Mo-Maw kommt erneut eine Alkoholikermutter vor – die diesmal allerdings vor allem abwesend ist.
Mit poetischer Zärtlichkeit erzählt Douglas Stuart in „Young Mungo“ von der lebensgefährlichen Liebe zweier Jungen in einer homophoben Welt
Doch Stuarts überbietet sein so gefeiertes Debüt sogar noch, wenn er von Mo-Maws jüngsten Sohn erzählt, dem 15-jährigen Mungo, einen soft boy, für den in dieser homophoben Welt eigentlich keinen Platz gibt. Es ist diese poetische Zärtlichkeit, mit der Stuart von Mungos Liebe zu James erzählt, der ausgerechnet auch noch Katholik ist. Und Stuart hat selbst für Mungos großen Bruder Hamish noch Liebe übrig, einen gewalttätigen Bandenführer, der Jagd auf Katholiken macht.