Zum Inhalt springen

„Galgenmann“ von Maya Binyam

Buchcover „Galgenmann“ von Maya Binyam

Mit ihrem wunderbar grotesken Debütroman „Galgenmann“ macht Maya Binyam die beklemmende Erfahrung der völligen Entfremdung fühlbar.

Der Plottwist in „Galgenmann“ von Maya Binyam ist eher zweitrangig. Viel dringlicher sind die politischen Einlassungen zu Diaspora, Rassismus und der Ignoranz des globalen Nordens und seinem heuchlerischen Helfersyndrom.

Warum der namenlose Ich-Erzähler nach 26 Jahren in den USA wieder zurück in sein afrikanisches Heimatland südlich der Sahara kehrt, weiß er selbst nicht. „Morgens bekam ich einen Anruf, man sagte mir, ich solle ein Flugzeug nehmen.“ Kaum in der Luft, wird die Szenerie noch grotesker: Auf dem Platz neben ihm sitzt ein toter Mann.

Und so nimmt die surreale Farce ihren Lauf. Auf der Suche nach seinem im Sterben liegenden Bruder macht der Protagonist in Maya Binyams Debütroman „Galgenmann“ die beklemmende Erfahrung der völligen Entfremdung. Während er fremdgesteuert und teilnahmslos durch skurrile Begegnungen mit Taxifahrern, Straßenhändlern, Entwicklungshelfer:innen und Familienmitgliedern stolpert, verliert er zunehmend nicht nur die Kontrolle über das Geschehen, sondern auch über sich selbst und seinen Körper – bis sich schließlich das Rätsel löst. Doch ist der Plottwist eher zweitrangig. Umso dringlicher sind die politischen Einlassungen zu Diaspora, Rassismus und der Ignoranz des globalen Nordens und seinem heuchlerischen Helfersyndrom.

Mit „Galgenmann“ hat es Maya Binyam auf unsere Liste der besten Bücher im Januar 2024 geschafft.

 

Beitrag teilen: