„Gute Freunde – Der Aufstieg des FC Bayern“: Männer in kurzen Hosen
Auf RTL+ und in wenigen Tagen schon linear und kostenlos auf RTL: Die Serie „Gute Freunde – Der Aufstieg des FC Bayern“ ist ein Genuss für die Fans gleichermaßen wie für die Bayern-Hasser.
„Gute Freunde – Der Aufstieg des FC Bayern“ (ab sofort auf RTL+, am 22. 11. ab 20.15 Uhr auf RTL) ist eine kurzweilige Serie nach dem Buch „Gute Freunde: Die wahre Geschichte des FC Bayern München“ von Thomas Hüetlin: fiktiv im Detail der Privatleben, aber stark an den historischen Fakten orientert. Regisseur der Serie ist David Dietl („Funeral for a Dog“).
Wenn der cholerische FC-Bayern-Präsident Wilhelm Neudecker (Michael A. Grimm, „Die Ibiza-Affäre“) und der spätere FC-Bayern- wie auch Franz-Beckenbauer-Manager Robert Schwan (Maximilian Brückner, „Oktoberfest 1900“, „Hindafing“ in Hinterzimmern bei einem Bier oder einfach auf dem Trainingsplatz zusammentreffen, dann werden Intrigen gesponnen und Pläne geschmiedet: Schwan ist der Visionär, der ständig Schulden macht, Neudecker derjenige, der das Geld zusammenhalten will. Gemeinsam machen sie in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre und in den frühen 1970ern den FC Bayern zu einer europäischen Spitzenmannschaft. Doch die Serie „Gute Freunde – Der Aufstieg des FC Bayern“ ist nicht so trocken, wie sich das jetzt vielleicht anhört.
Egal ob der herzensgute Gerd Müller (Markus Krojer, „Oktoberfest 1900“, „Nanga Parbat“), der immer mehr abhebende Franz Beckenbauer (Moritz Lehmann) oder der sensible Clown und Torwart Sepp Meier (Paul Wellenhof, Theaterhaus Jena): Die Fußballgrößen, die den FC Bayern groß machen, indem sie mit dem Verein in die Bundesliga aufsteigen, kriegen alle eine Folge der Serie, in der Rückblenden ihre Herkunft aufzeigen und die ihren Charakter vertiefen. Ab 1970 kommt noch einmal viel mehr Schwung in die Geschichte, die in der Serie bis 1974 reicht, denn die jungen Wilden – Uli Hoeneß (Max Hubacher, „ZERV – Zeit der Abrechnung“) und Paul Breitner (Jan-David Bürger) stoßen zur Truppe und fordern vor allem Franz Beckenbauer mit ihren Provokationen heraus. Aktuell hat der FC Bayern auf seiner Website ein Doppelinterview mit Paul Breitner und Jan-David Bürger stehen. Natürlich ist Breitner rundherum zufrieden mit dem Schauspiel Bürgers, der den Mao-Anhänger, Che-Guevara-Fan und Kriegsdienstverweigerer rotzfrech und immer auf Aggression gebürstet als Pazifisten schon fast satirisch überhöht. Breitner und Hoeneß gemeinsam in ihrer WG oder im Doppelbett bei Auswärtsspielen: das war damals immer das Lieblingsthema im Journalismus und ist auch jetzt eine Glanznummer der Serie, vor allem dann, wenn der fahnenflüchtige Breitner sich vor den Feldjägern der Bundeswehr im Keller versteckt oder von Hoeneß, um der Verhaftung zu entgehen, im Kofferraum aufs Trainingsgelände fahren lässt.
Unbedingt noch erwähenenswert ist Sascha Alexander Geršak „Die Toten von Marnow“) nicht wiederzuerkennen als der legendäre Trainer Tschik Cajkovski, außerdem fällt Martin Brambach („Parlament“) als Bundestrainer Helmut Schön etwas zu forsch aus, während Leonie Brill („Damaged Goods“) als Brigitte Beckenbauer etwas blass bleibt.