„Großes Spiel“ von Hans Platzgumer
Acht Jahre lang hat Hans Platzgumer an „Großes Spiel“ geschrieben, weil ihm die Geschichte vom sogenannten „Amakasu-Zwischenfall“ nicht losgelassen hat.
Hans Platzgumer hat in „Janus“ die spannende Entscheidung getroffen, den faschistoiden Amakasu zum Erzähler zu machen, an dessen Exempel er nachzeichnet, wie konservative Pflichterfüllung und Nationalismus in Blutvergießen enden – Parallelen zur Gegenwart eindeutig beabsichtigt.
Hans Platzgumer legt mit „Janus“ einen Roman vor, an dem er acht Jahre lang gearbeitet hat. Vor genau hundert Jahren hat ein Erdbeben die Kantō-Ebene in Japan erschüttert und unter anderem Tokio zerstört, 140 000 Menschen starben. Für einen Mann aber ist die Krise auch eine Chance: Militärhauptmann Amakasu, der seit Jahrzehnten auf der Jagd nach dem einflussreichen Anarchisten Ōsugi Sakae und seiner Frau, der Feministin Itō Noe gewesen ist. In der heute als Taishō-Zeit bezeichneten Regierungsperiode des schwächlichen Kaisers Yoshihito gedeihen in Japan progressive Ideen – für den erzkonservativen Amakasu inakzeptabel. Er nutzt das Chaos nach dem Beben, um das Paar festzunehmen und ermorden zu lassen … Hans Platzgumer hat durch seinen Freund und Bandkollegen Carl Tokujiro Mirwald vom sogenannten „Amakasu-Zwischenfall“ erfahren.
Die Geschichte hat ihn nicht losgelassen, über acht Jahre hat er an dem Roman „Großes Spiel“ geschrieben, benannt nach einer Zeile in Amakasus Todeshaiku. Platzgumer hat die spannende Entscheidung getroffen, den faschistoiden Amakasu zum Erzähler zu machen, an dessen Exempel er nachzeichnet, wie konservative Pflichterfüllung und Nationalismus in Blutvergießen enden – Parallelen zur Gegenwart eindeutig beabsichtigt. Nebenbei bietet der Roman historisch fundierte Einblicke in eine faszinierende Zeit – und für Hardcore-Fans haben Platzgumer und Tokujiro auch noch ein Begleitalbum aufgenommen.
Hat es Hans Platzgumer mit „Großes Spiel“ auf unsere Liste der besten Bücher im September 2023 geschafft?