„Hinter der Hecke die Welt“ von Gianna Molinari
Mit „Hinter der Hecke die Welt“ liefert Gianna Molinari einen Klimaroman, der die aktuell so populäre Gattung mit poetischer Kraft ausstattet und sogar einen Seitenhieb an die Wissenschaft austeilt.
Dass Gianna Molinari in „Hinter der Hecke die Welt“ die Unnatürlichkeit des ewigen Wachstums mit Querverweisen aus der Tier- und Pflanzenwelt anfüttert, mag naiv wirken, ist angesichts unseres naiven Umgangs mit der Klimakrise aber nur konsequent.
Da das Warnen und Mahnen der wissenschaftlichen Expert:innen einfach keinen Erfolg zeigt, muss wohl die Kunst ran: Mit ihrem zweiten Buch „Hinter der Hecke die Welt“ liefert nun auch Gianna Molinari ihren Klimaroman ab, der die aktuell so populäre Gattung mit poetischer Kraft ausstattet und sogar einen Seitenhieb an die Wissenschaft austeilt. Im Pingpong-Takt wechselt Molinaris Erzählung zwischen Dora und ihrer Tochter Pina hin und her. Dora auf einem Forschungsschiff in der Arktis. Pina in ihrem Dorf. Beide eint das Schicksal, einem unaufhaltsamen Schrumpfen beizuwohnen: hier die Eismassen, dort das kleine Dorf mit der spektakulären Riesenhecke, hinter der das Dorf zu verschwinden droht. Kaum noch Einwohner, die Tourist:innen bleiben auch zunehmend aus, und Pina und Lobo, die einzigen Kinder des Dorfes, wachsen einfach nicht mehr weiter. Doch wäre es überhaupt so schlimm, nicht mehr zu wachsen?
Mit unbedarftem Witz, harten Fakten und simplen Zeichnungen konstruiert Molinari ein Märchen, das zur düsteren Parabel auf die irrwitzige Wachstumsmaxime unserer Welt wird. Das führt von der Besessenheit vom Stand der Dorfkasse bis zum Expeditionswahn der Wissenschaft. Dass Molinari die Unnatürlichkeit des ewigen Wachstums mit Querverweisen aus der Tier- und Pflanzenwelt anfüttert, mag naiv wirken, ist angesichts unseres naiven Umgangs mit der Klimakrise aber nur konsequent.
Mit „Hinter der Hecke die Welt“ hat es Gianna Molinari auf unsere Liste der besten Bücher im Dezember 2023 geschafft.