„Ich weiß, wovon ich spreche. Ein Leben in Gesprächen“ von James Baldwin
In den Gesprächen von „Ich weiß, wovon ich spreche“ analysiert James Baldwin die US-Gesellschaft mit beeindruckender Tiefenschärfe.
Dieses Jahr wäre James Baldwin 100 Jahre alt geworden – ein, aber nicht der einzige Grund für den Hype, der den US-Schriftsteller aktuell umgibt. Als einer der wichtigsten Autoren der Bürgerrechtsbewegung waren Baldwins Texte über Rassismus und Queerness richtungsweisend. Doch er war auch ein hervorragender Redner, was diese Sammlung aus Interviews und Gesprächen beweist, die sich über mehrere Kontinente und über zwei Jahrzehnte erstrecken. So hat Baldwin, der lange Zeit im freiwilligen Exil in Frankreich gelebt hat, mit Medien wie Die Zeit oder der Village Voice gesprochen, doch besonders lesenswert sind seine auch mal hitzigeren Dialoge mit anderen Schriftstellerinnen wie Nikki Giovanni oder Audre Lorde.
Die Tiefenschärfe von Baldwins Analyse nicht nur der US-Gesellschaft ist beeindruckend – und zugleich aus heutiger Sicht deprimierend, denn seine Hoffnungen wurden zu großen Teilen enttäuscht. Einen weiteren Dialog bietet der Kampa Verlag durch ein separat erschienenes Bändchen, in dem Teju Cole mit seinem Text „Schwarzer Körper“ auf Baldwins Essay „Fremder im Dorf“ von 1953 antwortet. Auch Cole weist nach, wie relevant Baldwins Texte noch heute sind – zu unserer aller Schande.
Hat es James Baldwin mit „Ich weiß, wovon ich spreche. Ein Leben in Gesprächen“ auf unsere Liste der besten Bücher im September 2024 geschafft?