„Trottel“ von Jan Faktor: Todernster Spaß
In seiner autobiografischen Erzählung „Trottel“ verarbeitet Jan Faktor den Suizid seines Sohnes auf ganz und gar eigene Weise.
Der Ich-Erzähler bezeichnet sich selbst als Trottel, aber was genau er damit meint, bleibt offen. Jan Faktor selbst, nur notdürftig versteckt hinter seinem Erzähler, ist nämlich viel zu klug, um auch nur hin und wieder den Dummen zu spielen. Stattdessen flutet er seine autobiografische Erzählung mit neologischem Kauderwelsch, wissenschaftlichen Fakten und fiktiven Rammstein-Zitaten.
Er schildert sein Leben, das Aufwachsen in Prag, den Umzug nach Ostberlin, die Begegnung mit seiner Frau – und den Suizid seines Sohnes. Diese Tragödie im Zentrum von „Trottel“ wird nur hin und wieder direkt thematisiert, lässt sich aber keine Sekunde ignorieren und prägt auch jede Auseinandersetzung mit diesem Roman, der über weite Strecken konfus, albern, aufdringlich und schlicht anstrengend zu lesen ist. Das ist natürlich Programm: Zahlreiche Fußnoten rangieren zwischen „nicht hilfreich“ und „aktiv desorientierend“, und in den Buchdeckeln macht Faktor selbst Formulierungsvorschläge für Rezensenten, die viele potenzielle Kritikpunkte bereits vorwegnehmen. Beim Lesen schält sich heraus: Hier schreibt einer, der sich einem unfassbaren Schmerz nur über zahlreiche Umwege und Witzeleien nähern kann. Genau das kann es zwar schwer machen, in den entscheidenden Momenten die nötige Empathie aufzubringen. Andererseits: Wer würde einem Vater vorschreiben wollen, wie er zu trauern hat? Genau, nur ein Trottel.