„Auf Wiedersehen“ von Jasmin Ramadan
In „Auf Wiedersehen“ überzeugt Jasmin Ramadan durch ihren kompromisslosen, mit knallhartem Humor durchsetzten Blick auf den Verfall von Körpern und Lebensentwürfen.
Mit „Auf Wiedersehen“ wendet sich Jasmin Ramadan der Midlife-Crisis zu und nimmt vier Frauen und vier Männer in ihren Vierzigern auseinander.
„Erst mit etwa 45 Jahren werden Menschen wahrhaftig interessant. Nie zuvor habe ich beim Schreiben so aus dem Vollen geschöpft“, sagt Jasmin Ramadan über ihren neuen Roman „Auf Wiedersehen“ mit einem Hauch von Understatement. Immerhin kann die 48-jährige Autorin aus Hamburg nicht nur ihr erfolgreiches Debüt „Soul Kitchen“ aus dem Jahr 2009 vorweisen, mit dem sie die Vorgeschichte zu Fatih Akins gleichnamigen Kinofilm erzählt, sondern hat noch weitere Romane in der Vita – etwa das literarische Neurosen-Festival „Kapitalismus und Hautkrankheiten“ oder „Hotel Jasmin“, ein Buch, bei dem sie der Lebensgeschichte ihres ägyptischen Vaters einen fiktionalen Rahmen verpasst.
Doch tatsächlich dreht Ramadan mächtig auf, wenn sie sich nach sieben Jahren Buchpause nun der Midlife-Crisis zuwendet und vier Frauen und vier Männer in ihren Vierzigern auseinandernimmt, die irgendwann mal vier Paare ergeben haben. Es gibt Spannungsmomente, weil etwa das prollige Exzessmonster Hendrik spurlos verschwindet, doch ein Spektakel ist „Auf Wiedersehen“ vor allem wegen Ramadans kompromisslosem, mit knallhartem Humor durchsetztem Blick auf den Verfall von Körpern und Lebensentwürfen. Da ist es auch egal, dass die Figuren mitunter überzeichnet sind: Dank der grandiosen Dialoge machen sie immer wieder schmerzhafte Identifikationsangebote.
Mit „Auf Wiedersehen“ hat es Jasmin Ramadan auf unsere Liste der besten Bücher im Juni 2023 geschafft.