Jonathan Bree: After the Curtains close
Keiner der zwölf neuen Songs reicht an die Übersingle „You’re so cool“ heran. Dafür legt Jonathan Bree seine bisher beste Albumleistung vor
Während in diesen Corona-Tagen viele Musiker*innen ihre Songs über Einsamkeit und das Vermissen als prophetische Meisterleistung zu vermarkten versuchen, hat Jonathan Bree den weitaus begründeteren Anspruch, als Seher zu gelten: Mit der Veröffentlichung seines dritten Albums „Sleepwalking“ im Jahr 2018 entschied sich der Neuseeländer, sein Gesicht fortan hinter einer Spandex-Maske zu verbergen.
Ein Problem hat Bree heute dennoch, denn auf jenem Album befand sich auch „You’re so cool“, und um es kurz zu machen: Keiner der zwölf neuen Songs reicht an die Kammerpop-Übersingle heran. Dafür wagt er auf „After the Curtains close“ mehr und legt seine bisher beste Albumleistung vor. „Waiting for the Moment“ betrauert das Ende eine Beziehung, ruft aber in bester 80er-Popmanier zur Betäubung des Schmerzes mit Dating-Apps auf.
„Children“ ist eine wunderbar widerborstige Hymne für all diejenigen, die lieber weiter in den Club gehen statt in einen Familienvolvo zu steigen. Im Verbund mit Princess Chelsea singt er den Song „Kiss my Lips“, der wie ein Klassiker der Shangri-Las klingt. Bei „Happy Daze“ hält er die unwiderstehliche Hookline bis zur zweiten Songhälfte geschickt zurück. Und wenn bei „No Reminders“ Brees Baritonstimme dem Hörer so nah wie nie zuvor kommt, ist ausnahmsweise auch mal der Sicherheitsabstand scheißegal.