Eine kalte, isolierte Stadt
|Julia Philipps lasst ihren Debütroman „Das Verschwinden der Erde“ wie einen klassischen Thriller beginnen – doch dann offenbart sich eine unerwartete Tiefe.

In Petropawlowsk, der einzigen Großstadt auf der sibirischen Halbinsel Kamtschatka, werden zwei kleine Mädchen von einem Fremden entführt. Julia Philipps lässt ihren Debütroman „Das Verschwinden der Erde“ wie einen klassischen Thriller beginnen, doch schon bald offenbart sich eine unerwartete Tiefe. Statt mit der Mutter der Mädchen zu leiden oder den Ermittlungen zu folgen, treffen wir in jedem Kapitel auf andere Frauen und Mädchen der Stadt, die alle auf ihre Art von dem Fall berührt werden: die Schulkameradin, die nicht mehr ihre Freundin besuchen darf. Die Frau des Polizeiinspektors, die gerade ein Baby bekommen hat und zu Hause festsitzt. Die lesbische Rezeptionistin, die aus Angst vor Homophobie ihre Sexualität unterdrückt. Und die junge Mutter, deren Schwester vor Monaten ebenfalls verschwunden ist – was aber keinen kümmert, weil sie nicht weiß ist. So setzt Julia Philipps das Mosaik einer kalten, isolierten Stadt zusammen, in der die Entführung lediglich die sichtbarste Form sexistischer Gewalt ist. Wenn sie die fein gesponnenen Fäden überraschend doch noch zu einem atemlosen Finale zusammenführt, ist das nur der Höhepunkt eines meisterhaft konstruierten Gesellschaftsporträts.
Schafft es Julia Philipps mit „Das Verschwinden der Erde“ auf unsere Liste der besten Bücher im April 2021?
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