„Nebenan“ von Kristine Bilkau: Unsichtbare Fäden
Der Roman „Nebenan“ von Kristine Bilkau lebt von dem Gefühl, dass jeden Moment etwas Verstörendes passieren könnte.
Erst kürzlich sind Julia und ihr Mann in das kleine Dorf am Nord-Ostsee-Kanal gezogen, noch kennen sie niemanden. Doch trotzdem fällt Julia auf, wie lange die Nachbarfamilie schon verreist ist. Oder ist sie gar verschwunden? „Nebenan“ von Kristine Bilkau lebt von dem Gefühl, dass jeden Moment etwas Verstörendes passieren könnte – doch der kathartische Moment bleibt aus.
Dazu erzählt Kristine Bilkau aus der Sicht zweier Frauen, die auf ihre Art isoliert sind: Julia wünscht sich unbedingt ein Kind, doch ihr Körper spielt nicht mit; derweil geht Astrid bald in Rente und sucht in der Orientierungslosigkeit nach Nähe. Subtil zeichnet Bilkau die unsichtbaren Fäden nach, die die Nachbar:innen miteinander und mit der Außenwelt verbinden. Manchmal allerdings ist sie dabei fast zu subtil – dann droht „Nebenan“ so belanglos zu werden, wie Julias und Astrids Alltag von außen wirkt.