„Mann im Mond“ von Lana Bastašić: Schön ist die Jugend
Mit den Erzählungen aus „Mann im Mond“ setzt Lana Bastašić auch auf gewaltige erste Sätze.
Nach ihrem gefeierten Debütroman „Fang den Hasen“ legt Lana Bastašić mit „Mann im Mond“ einen Band mit Erzählungen vor.
„Ich brauchte ganz schön lange, um Papa zu erwürgen.“ Mit diesem Wahnsinnssatz eröffnet Lana Bastašić die erste von zwölf Kurzgeschichten, die sich allesamt mit der Kindheit befassen – wie der Eingang vermuten lässt, vor allem mit ihren Abgründen.
Die bosnische Autorin serviert keine leichte Kost: In jeder Geschichte werden Kinder misshandelt, schikaniert, ignoriert, von pädophilen Großtanten, drogensüchtigen Müttern oder gewalttätigen Vätern. Und wenn sie zurückschlagen, dann mit der Wut der Verzweiflung. Manchmal erzählt Bastašić ganz nüchtern, dann lässt sie unmerklich Magie einfließen, immer stecken ihre Erzählungen voller poetischer, detaillierter Bilder.
Mit den Erzählungen aus „Mann im Mond“ etabliert sich Lana Bastašić als eine der furchtlosesten Autorinnen Europas.
Dabei sind Politik und Geschichte weniger zentral als in ihrem grandiosen Debütroman „Fang den Hasen“; trotzdem ist jederzeit klar, dass die Gewalt nur ein Symptom einer verwahrlosten Gesellschaft ist. Und Bastašić erweist sich erneut als eine der furchtlosesten Autorinnen Europas.
Mit „Mann im Mond“ hat es Lana Bastašić auf unsere Liste der besten Bücher im März 2023 geschafft.