Reib dich an mir
|Wie positioniert man sich gegen Macker, Nazis und den Kapitalismus? „Affekt“ von Lasse Eskold Nehren ist als Lackmustest für die eigenen Überzeugungen unerlässlich.

Wie sich zu einer Gesellschaft verhalten, die für Gesellschaftskritik eine konforme Form gefunden hat? Wie gegen Macker, Nazis und den Kapitalismus sein, wenn die gefälligen Parolen der Freund*innen frustrieren? Nach der Tagebuchsammlung „Distinktion Juchei“ beleuchtet der 32-jährige Hamburger Autor Lasse Eskold Nehren diese Fragen in seinem belletristischen Debüt „Affekt“ Dessen Protagonist Utz Korbinian lebt ein kompromisslos authentisches Leben – allerdings nur, weil er den Rest der Welt auf Abstand hält, indem er ihn – zu Recht oder zu Unrecht – wie scheiße behandelt. Utz ist kein Vorbild, keine Gebrauchsanweisung zum Zurechtfinden in der Welt. Er ist die Radikalisierung einer Position, die die Dilemmata unserer Gesellschaft sichtbar macht. Wenn dieser Begriff nicht immer mehr von eitlen Kabarettist*innen besetzt werden würde, könnte man sagen, Utz provoziert. Denn natürlich ist er ein Riesenarschloch. Aber nicht selten hat er Recht – und dadurch ist „Affekt“ von Lasse Eskold Nehren als Lackmustest für die eigenen Überzeugungen nahezu unerlässlich.
Utz Korbinian kann man sich als erwachsenen Pubertären vorstellen: Beinahe alles findet er scheiße, und doch hat er sich mit dem Rest der Welt auf eine prekären Waffenstillstand geeinigt. Als sein Opa stirbt – einer der wenigen Menschen, die Utz bewundert –, fährt er mit seiner Cousine Suse nach Prag, um der Trauerfeier zu entkommen. Mit Suses Gefühlen und Ansichten konfrontiert, muss er feststellen, dass sein Waffenstillstand mit der Welt nicht ewig währen kann.
Mit „Affekt“ hat es Lasse Eskold Nehren auf unsere Liste der besten Bücher im November 2020 geschafft.
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